Herbstarbeiten: Neue Gartenbeete ohne umgraben anlegen. So mache ich es seit mehreren Jahren!

Darm und Boden sind sich sehr ähnlich

Der Boden sollte nur dann umgegraben werden, wenn es wirklich nicht anders geht! Ähnlich der Einnahme von Antibiotika. Beides tötet als Nebeneffekt viele nützliche Mikroorganismen. Sowohl in unserem Darm als auch in der Erde möchten wir eine Flora mit guten Helfern erhalten. Im Körper heisst das Ganze dann intestinales Mikrobiom und im Boden einfach Endobiom oder Edaphon. Wenn Beete oder bewachsenen Erde einfach umgegraben werden, dann bringen wir Welten durcheinander. Welten, die uns nicht immer direkt ersichtlich sind, aber unsere eigene massgeblich beeinflussen. Es gibt da zum Beispiel Mikroorganismen, die eine sauerstoffärmere Umgebung zum Leben brauchen. Sie befinden sich in 30cm Bodentiefe und fühlen sich dort sehr wohl. Wenn plötzlich ein Pflug oder Spaten ihre ganze Umgebung um 180 Grad dreht, bedeutet es für sie meistens den Tod. Das ganze Mycorhizzanetzwerk (das Internet des Bodens) wird zerrissen, Bakterien (nützliche sowie schädliche) sterben an plötzlicher UV-Strahlung oder zu viel Sauerstoff. Würmer, die ihr ganzes Leben unter der Erde verbringen (endogene Arten), haben das gleiche Problem mit der Strahlung, denn ihre Körper haben kaum Pigmente, die ihn vor ihr schützen würde. Klar erholt sich das ganze System nach einer Weile wieder; eine so gewaltige Störung, müsste aber nicht wirklich sein. Wir kämen ja auch nicht auf die Idee, bei Verstopfung den ganzen Darm umzudrehen (stell dir mal die Sauerei vor).

Umgraben und vor allem wendendes Umgraben ist ausserdem eine Plackerei und verlangt auch von Maschinen so einiges ab (Stichwort: Dieselverbrauch). Im Garten können wir Beete neu anlegen, ohne diesen Weg gehen zu müssen. Dazu mähen wir auf der geplanten Fläche die Wiese oder den Rasen einfach so kurz wie möglich und mulchen sie dann ordentlich dick ein. Bei schweren Böden lockere ich die Erde vorher mit einer Grabgabel. Dann verwende ich gerne Bokashi oder Grassilage, in dem ich es als dünne Schicht auf der vorbereiteten Fläche verteile. Beides zieht meiner Erfahrung nach sowohl Kompostwürmer, als auch die anözisch lebende Wumarten an. Sie sind die Vertikalbohrer, die den Boden mit ihren tiefen, senkrechten Tunnels sehr effizient lockern und organische Materie in die Erde ziehen. Über der Grassilage, streue ich eine Schicht Steinmehl und ganz wenig Kaffeesatz (meine Würmer stehen drauf. #Koffeinjunkee). Ausserdem hilft beides beim Verrottungsprozess. Abgedeckt wird das Ganze mit unbedruckten Kartonagen, Laub oder Heu. Danach kann direkt in die Deckschicht hinein gepflanzt werden, in dem du etwas Kompost in jedes Loch gibst, bevor der Setzling seinen Platz einnimmt.

Notiz zur Methode Flächenkompost

Du kannst auch stickstoff- und kohlenstoffreiche Materialien wie beim Kompost lasagneartig schichten, musst dann aber ein halbes Jahr mit den ersten Setzlingen warten, um keine Schneckeninvasion zu erleben. Übrigens: Achte darauf, dass du im Herbst die Pflanzen nicht mehr mit Stickstoff düngst! Also sehr sparsam mit N-haltigen Materialien umgehen!

Ich empfehle dir, fürs Frühjahr, die Beete im September bis Mitte Oktober anzulegen, wenn der Boden noch warm genug ist, um die Grassoden zu Kompostieren. Wenn du die Mulcherei bereits im Juli, nach der Heuernte machst, brauchst du mehr Zeit, hast aber eine grössere Garantie für die vollkommene Kompostierung der Krautschicht und ihrer Wurzeln.

Auf purem Sand kann ebenfalls direkt ein Beet angelegt werden, nur wird dabei in eine noch dickere Mulchschicht (mind. 30cm) gepflanzt. Ich konnte mit dieser Technik, Gemüse ca. 100m vom Meer entfernt anbauen. Nach nur einer Woche hat sich bereits ein ganzes Universum an Destruenten unter der Mulchschicht angesammelt.

Gibt es Pflanzen, die trotz dickem Mulch nicht absterben?

Ja die gibt es. Ich versuchte schon mehrere Male, Zaunwinden mit Mulch abzutöten, was bei mir nie langfristig funktionierte. Winden können am besten mit Konkurrenzpflanzen wie Luzerne, Raygras oder dichten Bodendeckern bekämpft werden.

Mein Tipp: Versuche die Rolle jener Pflanze, die du nicht mehr haben möchtest zu verstehen und sie zu ersetzen. Winden haben die Aufgabe, offene Böden zu bedecken (zu schützen) und mit ihren langen Wurzeln Nährstoffe aus den tieferen Erdschichten wieder an die Oberfläche zu bringen….

Löwenzahn und Brombeeren brauchen ebenfalls sehr lange Zeit unter dem Mulch. Bäume und Sträucher können je nach Art sogar durch eine 40 cm dicke Mulchschicht ausschlage (z.B. Haseln, Holunder, Bambus)

Zusammenfassung des Anlegeprozesses:

1. Die geplante Fläche von grösserem Bewuchs befreien und Wiesen so kurz wie möglich mähen.

2. Umfang der Beete mit Holz, Sägemehl oder anderen Materialien abstecken oder markieren.

3. Bei schweren oder verdichteten Böden hilft eine vorherige Lockerung mit der Grabgabel.

4. Ich streue Mist, Bokashi und/oder Grassilage als Anlockungsfutter für die Würmer auf den Boden. Sie übernehmen dann die Hauptlockerung für mich und hinterlassen eine feine Krümelstruktur.

5. Diese Schicht wird dann mit Steinmehl, ganz wenig Kaffeesatz und rottefördernden Pflanzen wie Brennessel, Schafgarbe, Beinwell, Holunder-und Hasellaub bestreut.

6. Das ganze decke ich ziemlich dick mit Heu oder Laub ab. Unbedruckter Karton kann ebenfalls verwendet werden (Möbelhäuser haben die Grössten!)

7. Wenn ich schon im Herbst, direkt nach dem Anlegen des Beetes pflanzen will, mache ich Löcher in die Mulchdecke und fülle sehr reifen Kompost in sie hinein.

8. In jedes Loch kommt dann ein Setzling hinein, der sofort nach dem pflanzen angegossen wird.

Nostalgieabschnitt: So sah das bei mir vor Jahren mal aus!

Ein älteres Bild eines frischbepflanzten Mulchbeetes
So sah damals die Anlage im Sommer aus. Mehr und mehr Beete wurden geschaffen!
Ein Experiment mit Weinrebentrieben als Abdeckung. Funktionierte auch. Aber nur dank dem vielen Strohmulch (mit Kleintiermist für den Stickstoff). Sonst wären mir die Zweige im Weg gewesen.

Immer kritisch bleiben bei schönen Bildern!

Ich sehe immer wieder wunderschöne Bilder von Hügelbeeten im ersten Jahr, auf denen das Wachstum schier endlos erscheint. Stickstoffliebende Kulturen wie Mangold, Kürbisse oder Zucchini werden im ersten Jahr riesig. Die Freude ist gross. Im zweiten Jahr ist dann aber Flaute. Die grüne Explosion bleibt aus. Auf Facebook und Flyern zu Permakulturkursen wird dann lieber das Bild des ersten Jahres gezeigt (verkauft sich auch besser). Warum ist das so: Wenn man einen Kompost mit der richtigen Schichtung anlegt, dann geht die Post richtig ab. Ähnliches geschieht im Mulchbeet. Dann eventuell noch mit frischem Mist arbeiten……..Zündstoff! Aber viel Rumps ist nicht immer gut! Salate können Nitrat anreichern und ungesund für uns sein. Ausserdem kann zu viel Stickstoff im Herbst, einen Wachstumsschub verursachen, der sonst winterharte Pflanzen „verweichlichen“ lässt. Sie werden dann entweder von Väterchen Frost oder von Schnecken erlöst. Mir geht es in diesen Beiträgen darum zu zeigen, wie man auch langfristig Erfolg haben kann.

Aus welchen Fehlern lernte ich am meisten? 

In den letzten Jahren experimentierte ich sehr viel mit dem Anlegen von Mulchbeeten. Sie hatten die verschiedensten Formen und Untergründe. Folgendes musste/durfte ich aber erst nach Fehlschlägen einsehen:

-Frischbepflanzte Flächenkompostbeete, die unteranderem mit Grasschnitt gemacht sind, ziehen Schnecken an wie ein Magnet das Eisen. Schnecken gehören zu den Aufräumern in der Natur und machen ihren Job sehr gut. In ein solches Beet gepflanzte Setzlinge werden einfach mitaufgeräumt!

-Wenn ein Mulchbeet zum Hügelbeet aufgebaut wird, sollte die Kartonage nicht in den oberen Schichten liegen. Sie lässt dann entweder das Wasser abperlen (zur Kompostierung der darunterliegenden organischen Materialien, braucht es Wasser), oder die darauf liegenden Mulchschichten finden kein Halt und gleiten beim ersten Regen vom Beet herunter. Ich hatte quasi eine Mulchrutschbahn.

-Falls du mit dickeren Ästen arbeitest, dann stopfe die entstandenen Hohlräume wenn möglich mit Erde. Auf einem Versuchsbeet fiel mir die ganze Deckerde nach einem halben Jahr durch die Kartonage in die Äste hinein. Danach wurde der Anbau mit Fruchtfolge extrem mühsam.

-Zu viel Äste kompostieren langsam. Sehr, sehr langsam. Wenn ich Leguminosen (wei Sepp Holzer seine Lupinen) fürs erste Jahr ins Beet einhsäe, beschleunige ich diesen Prozess enorm.

-Auf stark verdichteten Böden (Geh- und Fahrwegen), reicht eine Bepflanzung mit pfahlwurzelnden Pflanzen oft nicht aus (ihre Wurzeln machen einen 90 Grad Winkel und wachsen nicht in die verdichtete Schicht hinein). Das Lockern mit einer Grabgabel oder ein Gänseschargrubber (dieser wendet nicht) auf grösseren Flächen, kann dabei sehr helfen. Dazu möchte ich Bill Mollison für seine soil decompaction method danken.

– Zu viel Grasschnitt auf einander geschichtet, verursacht Schimmel und Vergleyungen (wasserundurchlässige Schichten).

-Wurzelbeikräuter wie Winden, Löwenzahn sowie vom Stock ausschlagende Gehölze wie Hasel, Holunder sind nicht so einfach weg zu mulchen. Dazu gibt`s ja Glyphos…..natürlich nicht…ihr kennt mich 😊

-Zu viel Material mit einem grossen C-N-Verhältnis können Stickstoff aus der Deckerde binden und das Pflanzenwachstum hemmen. Das sind Materialien wie Stroh, Holzhackschnitzel und Sägespäne. Eine mit dem Nährstoff Stickstoff übersättigte Deckerde — z.B. für Feldsalat sehr ungünstig — kann aber in diesem Falle wieder von Vorteil sein. Dazu mehr in der Mulchologie-Serie, die ihr unter der Kategorie Permakultur lernen findet.

Zum Abschluss möchte ich mit euch ein Video von Charles Dowding teilen, der schon seit vieln Jahren einen Umgrabefreien Marktgarten betreibt:

Ein Beitrag über simple Mulchbeete mit über 1100 Wörtern…..das gibt`s nur auf dem Erdwandlerblog. Mein Gott, das geht doch kürzer. Ich bin der Meinung, dass man zu diesem Thema ganze Bücher füllen könnte…

Schreibt mir doch in die Kommentare, wie Du ein Mulchbeet anlegst. Was funktioniert am besten? Wenn Dich das Thema interessiert und du von den anderen Beiträgen dieses Blogs begeistert bist, dann abonniere ihn doch kostenlos und werbefrei, indem du auf den Folge-mir Knopf am unteren Ende dieser Seite drückst.

7 Kommentare zu „Herbstarbeiten: Neue Gartenbeete ohne umgraben anlegen. So mache ich es seit mehreren Jahren!

  1. Dein Beitrag kommt wie gerufen!!! Wir werden das ausprobieren (Ohne Bokashi, hab keins, vielleicht gibts Pferdemist) und im Frühling sehen wies wächst!! Vielen Dank!

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    1. Gern geschehen. Küchenabfälle gehen auch, wenn ihr das Beet nicht sofort mit Setzlingen bepflanzen wollt.

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  2. Daniela Rondelli 28. September 2019 — 06:11

    Bitte um beiträge per email – danke

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    1. Hallo Daniela. Du kannst den Blog ja mit deiner Emailadresse abonnieren, dann bekommst du die Beiträge so.

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  3. Eine sehr gute Anleitung! Genach danach habe ich gesucht. In dieser Art würde ich ebenfalls meine Beete anlegen. Nasamobu Fukuoka, der bekannte Japaner, pflügte ebenfalls nie seine Beete um.
    Mit seiner Nichts-Tun Landwirtschaft wurde von Jahr zu Jahr der Boden seiner Felder nährstoffreicher, da er nie pflügte und das Stroh des Reises einfach auf die Felder streute mit etwas Hühnermist. Die Erträge von seinen Feldern waren genauso hoch oder teilweise höher, wie die von Bauern aus seiner Umgebung, die pflügten und das übliche Prozedere durchführten, und Dünger verwendeten. Er verwendete nie Dünger. Ich denke, dass dies ebenso in unserer Region umsetzbar sein muss.

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    1. Ich freue mich, wenn es dir weitergeholfen hat. Fokuoka ist echt eine Inspiration. Die jetzige Landwirtschaft basiert noch auf dem System der Römer, die entweder auf Sklaven (in neueren Zeiten auch Verdingkinder), sehr harter körperlicher Arbeit oder den grossen Einsatz von fossilen Brennstoffen angewiesen ist. Aber das ganze System wandelt sich zurzeit. Die Wertschätzung für natürliche, gesunde Lebensmittel wird bald wieder steigen; spätestens wenn es im Zuge der anstehenden politischen Umbrüche kriselt…Wir werden sehen. Aus eigener Erfahrung macht mir aber diese Form des Anbaus einfach am meisten Spass und ich lerne viel mehr über die Erde, als wenn ich immer hoch zu Traktor sässe. Nur eine enkel- und mitweltgerechte Landwirtschaft hat Zukunft!

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  4. Hallo Joscha,
    ich liebe Löwenzahn.
    Im Garten steche ich ihn aus und er ergibt einen wunderbaren schnell verrottenden Mulch für die Gemüsebeete im Frühjahr. Natürlich darf er noch keine Knospen angesetzt haben.
    Aus der Restwurzel treibt er oftmals wieder durch.
    Auf Kreta gibt es in einigen Restaurants der Bergdörfer „Chorka“ – Wildgemüse.
    Ich bin noch dabei herauszufinden, welche Pflanzen je nach Saison verwendet werden. Weiß dies jemand genauer?
    Mit wildem Löwenzahn funktioniert dies vor der Blüte wunderbar:
    Ein Bündel Blätter in sehr wenig Salzwasser kochen, abkühlen lassen, mit Olivenöl und Zitronensaft servieren.
    Mit Pfeffer und etwas Salz würzen.. Eine Delikatesse.
    Im Winter hacke ich die jungen Blätter klein und streue sie aufs Frühstücksei.
    Liebe Grüße
    Lisa

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