Ackerbohne ein vergessenes Superfood und Lebensmittel der Zukunft?! (mit Rezept!)


Nur noch wenige kennen sie. Zufinden ist sie meistens in den Schrebergärten von Italienern und Portugiesen, die sie als Fave oder Fava bezeichnen. Bei uns kennt man sie als Ackerbohne, Puffbohne, Saubohne, Pferdebohne, Grosse Bohne, Dicke Bohne oder Viehbohne. Im Englischen wird sie als Fava- oder Broad Bean bezeichnet. Anders als ihr Name vermuten lässt, gehört die Puffbohne (Vicia faba) zur Gattung der Wicken, die anders als die Gartenbohnen (Phaseolus) kein Phasin bildet und so roh essbar ist. Obwohl sie nicht mehr frisch in den Supermärkten erhältlich ist (und bei Agroskop, das schweizerische Landwirtschaftsforschungsinstitut, nur noch von Ackerbohnen als Viehfutter gesprochen wird), fanden Archeologen bei Ausgrabungen Spuren von Ackerbohnen, die bis zu 6800 Jahre v. Christus zurück reichen (Quelle: Wikipedia).
Nachnamen wie Bohner, Boner oder Bohnenstingel zeugen noch von einer gemeinsamen Kulturgeschichte. Im Mittelalter waren diese Pflanzen -zusammen mit Linsen und Erbsen­­- die wichtigsten Proteinquellen der Bevölkerung. Nicht unbedingt Fleisch also, denn das war rar und meistens nur der Oberschicht in grossen Mengen verfügbar!
In diesem Beitrag möchte ich die Puffbohne feiern; ein Gewächs das nicht nur super gesund ist, sondern auch den Boden lockert, Stickstoff bindet, Bienen mit Nektar versorgt, und genial schmeckt. Dazu gibts noch ein einfachstes Marinaden-Rezept. Markus Rohtkranz meinte: “ Sie sind so wertvoll, dass die Natur ihnen ein extra, mit Samt ausgekleidetes Juvelenkistchen mitgibt“. Und schau, das ist tatsächlich so; jede Bohne ist auf Samt gebettet!

Eine Puffbohne von innen.

Warum sind Saubohnen so saugut für uns? Wie die meisten unverarbeiteten pflanzlichen Lebensmittel, haben auch Ackerbohnen einen tollen Nähr- und Medizinalwert (Hippocrates lässt grüssen). Fangen wir jedoch mit dem Nähwert an:

Pro 100 Gramm Ackerbohnen

Energie : 1518kJ oder 371 kcal
Kohlenhydrate: 53.06g
-Zucker: 6.21g
-Stärke: 46.85g
Protein: 23.07g
Fett: 1.32
Quelle: Rückseite Favabohnenpackung der Firma Duru

Die Bohnen sind zudem reich an Mangan, Phosphor, Magnesium,Folsäure, Eisen Kalium und Vitamin B1 (Thiamin). Mit ihren Pfahlwurzeln können die Pflanzen in tiefere Erdschichten eindringen und die dort vorhandenen Mineralien nutzen (bzw. wir können sie dann nachher nutzen :-))

Wichtig!: In angekeimten Bohnen liegen viele der Proteine in Aminosäuren vor und die Stärke wird in Glukose umgewandelt. Beide Stoffe können direkt vom Körper zum Muskelaufbau und für die Gehirnleistung verwendet werden!

Der medizinale Wert liegt nicht zuletzt an dem hohen Gehalt an levo-dihydroxy phenylalanine (L-dopa), dass der Körper in den Neurotransmitter Dopamin (na da freuen wir uns drüber (Hormonjoke!)) umwandelt. Die Substanz wird zur Linderung von Parkinson erforscht. Bei einer Studie konnte man feststellen, das 8 tägige Pflanzen die höchste Konzentration davon aufwiesen. (Studie: Siehe Quellen am Ende des Artikels). L-Dopa fördert noch dazu die Ausschüttung von HGH (Human Growth Hormone) ins Blut (zu HGH wirds noch Artikel geben). Kann es denn noch besser werden? Neben Ballaststoffen die beim Abnehmen helfen, sind Substanzen wie Folsäure enorm wichtig in der Schwangerschaft.


Wie komm ich zu Ackerbohnen?
Nunja, in Supermärkten findet man sie wenn überhaupt nur im Abteil der fremdländischen Spezialitäten. Dort sind sie meistens gekocht oder anders verarbeitet. In Reformhäusern und Bioläden gibt es sie, mit Meersalz eingemacht in ziemlich teuren Glässchen, von dem niemand richtig satt wird (wie vielfach in Bioläden und ihren Mini-Verpackungen). Ein heisser Tipp sind orientalische, indische oder andere Ethniengeschäften. In der Nähe unserer Hochschule gibt`s ein Geschäft, das von Armeniern geführt wird. Keimfähige Ackerbohnen finde ich dort in Kilopackungen. Ansonsten einfach mal beim Italiener oder Portugiesen des Vertrauens in den Schrebergärten nachfragen, die haben sie fast alle im Garten…

Selber anbauen
Eine andere Möglichkeit wäre, sie einfach selber anzubauen. Im Beitragstitelbild siehst du einen Teil meiner Ernte (#beanposing). Ackerbohnen können ab Mitte September gesteckt (gesät werden) und als kleine Pflanze bei bis zu -7 ° C den Winter überstehen. Ich setze sie meisten in den ersten sonnigen Februartagen, wenn der Boden nicht mehr steinhart gefroren ist. Wichtig zu wissen ist, dass die Pflanzen zur Blütezeit nicht zu trocken haben dürfen, da es sonst zu Ertragsverminderung kommt. Schwarze Bohnenläuse mögen die Pflanzen ebenfalls sehr gerne. Sie besiedeln den Stängel und die Blätter und färben diese durch ihr Massenvorkommen schwarz. Bei so schwerem Befall, können die Tiere mit einem scharfen Wasserstrahl (Wasserschlauch, Wasserpumpe) abgespült werden. Ich empfehle zuerst eine Behandlung mit Wasser, bevor man zum Schmierseife/Spüli-Alkohol-Wasser-Mix greift, da hier die Läuse nicht getötet werden. Erstaunlicherweise klettern sie bei mir nicht direkt wieder auf die Bohnen zurück….
Eine Mischkultur mit Bohnenkraut (einjähriges und mehrjähriges) soll dem Befall zudem vorbeugen.


Woher bekomme ich das Saatgut?
Es gibt zahlreiche Anbieter von Ackerbohnensaatgut. Für Raritäten kann ich ProSpecierara (Schweiz) empfehlen. In Deutschland und Österreich gitb`s ebenfalls Vereine zur Rettung alter Sorten.


Mein Urteil: Taugt die Bohne für eine zukunftsgerichtete Ernährung?
Zurzeit wird, in der Schweiz jedenfalls, die Puffbohne zur Fütterung von Schweinen verwendet. Schweine stehen jedoch in direkter Nahrungskonkurenz zu Menschen und „vernichten“ durch den Erhalt ihrer Körpertemperatur und des Stoffwechsels ca. 90% der gefütterten Kalorien. Schweinefleisch ist nicht nur ungesund sondern auch schlecht für die Umwelt! Die abgebauten Kalorien in Ackerbohnen könnten uns direkt Ernähren und mit ihren wertvollen Inhaltsstoffen gesund halten. Saubohnen können als Vorfrucht für starkzehrende Ackerfrüchte wie Kartoffeln, Mais, Kohl oder Gurken angebaut werden. Den Stickstoff den sie binden, fördert so ihre Nachfahren.

Aminosäurespektrum Die Bohnen haben ein gutes Aminosäurenspektrum, müssen aber als Teil einer ausgewogenen pflanzlichen Ernährung mit anderen Lebensmitteln kombiniert werden (wäre ja auch langweilig wenn nicht).

Das Aminosäurenprofil der Favabohnen (ich esse meistens 2.5 cups (englische Masseinheit)
Quelle: vegfaqs.com

Wie viele Ackerbohnen werden in der Schweiz angebaut? Laut Swissgranum.ch wurden 2017, 3024 t und 2018, 2614 Tonnen (wahrscheinlich des Hitzesommers wegen weniger) angebaut. Das meiste ist aber in den Mägen von Tieren verschwunden. Der Anbautrend ist jedoch stark steigend!


Wie kann man die Bohnen essen?
Wie schon erwähnt, gehören die Ackerbohnen nicht zu den amerikanischen Bohnen (wie Kindey, Blackbean und Co.) sondern zur Familie der Wicken. Die Pflanze als auch die eigentlichen Bohnen können roh gegessen werden. Traditionell gekocht und zu verschiedensten Gerichten verarbeitet, empfehle ich jedoch, möglichst viele hitzeunbeschädigte LEBENSmittel zu essen. Ich keime getrocknete Bohnen an und esse sie als Teil von proteinreichen Fladenbroten, Bohnenpaté, Chilli sin Carne, im Salat oder mache all diese Rezepte mit den frischen, rohen Bohnen.

Ich liebe es einfach, die Bohnen zu marinieren und nach ein paar Stunden einwirkzeit zu essen. Hier dazu mein Rezept:
-Die inneren Kerne der Ackerbohne (ich empfehle roh) ca. 300g
-Sojasauce (ich persönlich nehme die Rohkost-Sojasauce Nama BioTamari von Soyana)
-Apfelessig nach Gefühl oder 6 EL
-Kräuter der Provance (Diese Mischung besteht aus Rosmarin, Thymian, -BohnenkrautOregano, Lorbeerblatt und Basilikum)
-Pfeffer
-Zwiebeln (1 Zwiebel oder 3 Echalotten)
-Wildkräuter der Saison (ich mag zu diesem Rezept Doldenblütler wie Giersch oder später im Jahr die Blätter und Blüte der wilden Möhre)
-Wer will kann noch etwas Olivenöl dazufügen Variation der Marinade: Für einen noch mediteraneren Touch verwende ich noch selbstgemachtes Olivenblattpulver und/oder sonnengetrocknete Tomaten!

So sehen die ausgegkernten Ackerbohnen aus!
Ich liebe dazu die Rohkost Sojasauce Nama-BioTamari
Hier noch ein kaltgepresstes Olivenöl (einGeschenk von Freunden von uns), etwas Apfelessig und Kräuter der Provence. Dazu kommen noch fein gehackte Zwiebeln oder Echalotten (geben mit ihrer Süsse noch das gewisse Etwas) und meine Doldenblütler..
Nach 8-12h Marinierzeit sind die Bohnen dann essbereit. Bohn Appetit! 😀

In diesen Artikel ist viel Sonne und Arbeit geflossen, um mit Dir die Ackerbohne feiern zu können. Wenn dir meine Texte gefallen und du noch mehr über heilende Nahrung, persönliche Transformation und Permakultur wissen möchtest, dann folge doch meinem Blog auf dem Folge-mir-Knopf am unteren Rand dieser Seite. Du wirst dann immer informiert, wenn es Neues gibt. Und ich verspreche Dir, es wird noch viele spannendes kommen!

Was ist dein Lieblingsrezept mit Puffbohnen? Schreibs mir doch in die Kommentare!

Quellen: Artinfos und Gartenkultur der Bohne: Roger Phillips, Martyn Rix, Gemüse in Garten und Natur (deutscher Titel), erschienen 1993 im Pan Books Ltd. London

Wikiartikel Ackerbohnen: https://de.wikipedia.org/wiki/Ackerbohne

Ackerbohnen und L-dopa: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3708185/

Aminosäurenspektrum: https://vegfaqs.com/essential-amino-acid-profiles-beans/#Fava_Bean_Amino_Acid_Profile

Anbaumenge: Dokument: Inländische Produktion (pdf) von swissgranum.ch, https://www.swissgranum.ch/documents/741931/939818/2019-03-04_Verwendbare_Produktion.pdf/245bd52b-27b8-42c9-8a82-f33a41919b66

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