Warum ich keine grossen Hügelbeete im Küchengarten mehr verwenden werde und wie sie Sepp Holzer tatsächlich verwendet!

Jeder braucht ein Hügel- oder Hochbeet. Sepp Holzer sprach und die Menschen folgten. In Gärten mit fruchtbarer, tiefgründiger Erde werden mit Ladern und Kleinbussen Baumstämme und Astwerk importiert, um dann mit Erde ein Hügelbeet zu formen. Ob es wirklich sinnvoll ist ein Hügelbeet zu bauen, wird dabei ausser Acht gelassen. In diesem Text geht es um den Sinn und Unsinn von holzerschen Hügelbeeten; nachdem ich nach jahrelangem Forschen und Experimentieren, mit Joseph Holzer (dem Sohn von Sepp Holzer und jetzigem Bauern des Krameterhofes) sprach, möchte ich folgendes mit Dir teilen.

Doch erst einmal: Was ist überhaupt ein Hügelbeet?

Das Prinzip des Anbaus von Nahrungspflanzen auf Hügelbeeten ist älter als die Majas. Dabei wird meistens eine Wall aus Erde geformt, auf dem dann angebaut werden kann. Das Beet kann von 1m bis unendlich lange sein und verschiedenste Aussehen annehmen. Durch die hügelartige Form vergrössert sich die Anbaufläche um ein mehrfaches bei gleichbleibender Grundfläche. Stell dir einen Halbkreis vor, dessen Umfang die Anbaufläche und dessen Durchmesser die Grundfläche ist. Die Querschnitte der meisten Beete sind nicht halbkreisförmig, doch man kann sich vorstellen das ein ähnliches Längenerhältnis wie bei einer solchen Fläche vorliegt.

Sepp Holzer, ein Permakultur-Bauer aus dem Lungau, entwickelte vor vielen Jahren ein Konzept, um die vielen Holzabfälle (Baumstämme, Äste und alles, was er nicht zum Bau oder als Feuerholz brauchte) vorort zu nutzen. Äste und dickere Zweige im Kompost zu haben, den man mehrere Male wenden muss ist schlichtweg schei….suboptimal. Er baute also Mieten aus dem Stämmen und Ästen und überdeckte sie mit Stroh und Erde. Danach säte er sie ein. Das Holzer`sche Hügelbeet war geboren. Die Konstruktion war niemals als ideales Beet für einen Gemüsebau mit mehreren Fruchtfolgen pro Jahr gedacht!

Die verschiedenen Schichten eines Hügelbeetes.

Warum wir trotzdem Hügelbeete bauten!

In unserem Gemeinschaftsgarten hatten wir nach dem Bau eines Untergrundgewächshauses mehrere m3 an Aushub übrig. Holz und Astreste waren ebenfalls da und so formten wir die Erdwürste (siehe Abbildung im Titelbild). Wie erwartet, speichert das verrottende Holz ab dem 2ten Jahr das Wasser und spendet es bei Bedarf wie ein Schwamm an die Gemüsekulturen. Durch die hügelige Form konnten wir die Anbaufläche maximieren und verschiedene Kleinklimazonen schaffen. Die Beete erwärmen sich im Frühjahr schneller als der sie umgebende Boden. Kulturen, wie die Kartoffel, die keine Staunässe vertragen, profitieren von diesem Anbau und der dabei entstehenden Drainage. Wie wir die Hügelbeete einsetzen, erfährst du weiter unten im Text.

Das klingt doch alles super, warum der negative Titel?

Die Hügelbeete, die im professionellen Gemüsebau verwendet werden, sind kaum mehr als 30 cm hoch und etwa 80 – 100cm breit. Bei dieser Steilheit ist eine Bearbeitung mit Kleinstmaschinen noch möglich. Wenn sie jedoch zunimmt, bedeutet jede kleine Erdbewegung (ja auch Hacken): Erosion! Wenn du kein Problem mit Staunässe oder Trockenheit hast, empfehle ich dir den Anbau auf flachem Boden. Auch Joseph Holzer baut sein Gemüse so an!

Auf dem Krameterhof wächst das Gemüse in Reihen. Die nebenan weidenden Hähne wühlen im Frühjahr die Erde durch und fressen Samentragende Beikräuter. Foto: Anna Heijkoop

Der hohe Kohlenstoffanteil des Holzes, kann bei der Verrottung den Stickstoff (einer der wichtigsten Pflanzennährstoffe) aus dem Boden ziehen und binden (Stichwort C:N-Verhältnis). Starkzehrer wie Tomaten, Kartoffeln, Kohl und Sonnenblumen bleiben klein oder kümmern.  Genau aus diesem Grund säte schon Holzer Senior die frischen Beete mit der stickstofffixierenden Leguminose Lupine ein, um den Mangel durch die Knöllchenbakterien wieder auszugleichen!

Beim einsäen von Pflanzen, deren Keimdauer bis zu zwei Wochen dauern kann (bsp. Karotten), kann es bei Starkregen zu erheblichen Erosionen kommen.  Im Frühjahr braucht der Boden den Kontakt zur Sonne, um sich erwärmen zu können und all den schlafenden Samen einen guten Start ins Leben zu bescheren. Also kein Mulch! Auch zu dieser Zeit kann März/April-Wetter die ganze Krume nach unten verschieben. Bei vielen Ästen kann ein Durchfallen der Deckerde durch diese, ein Anbau mit mehreren Kulturen pro Saison wird zur Unmöglichkeit.

Alles was gegraben werden muss (Süsskartoffeln, Kartoffeln und anderes Wurzelgemüse) verursacht wieder Erosion.

Wie würde ich denn Hügelbeete einsetzen. Was machte ich in Zukunft anders?

Wir bepflanzen unsere Hügelbeete an der trockensten Stelle —also ganz oben— mit trockenheitstoleranten mehrjährigen Stauden, Bodendeckern und Halbsträuchern. So finden Lavendel, Rosmarin, Seeleimkraut (Silene maritima), verschiedene Artemisia-Arten, Quendel, Salbei, Bohnenkraut (das mehrjährige S.montana), Steinkraut und Bruchkraut einen Lebensraum. Sie halten die Erde an ihrem Platz und geben uns Teekräuter und Medizin, Abwehr von Schädlingen und den Bienen viele Blüten durchs ganze Jahr.

Die eigentliche Anbaufläche der einjährigen Gemüsepflanzen ist immer mit Mulch bedeckt. Der erste Teil davon ist Heu, Laub und andere tote organische Materie. Der zweite besteht aus Lebendmulch wie Weissklee, Gundermann und Ringelblumen.

Hügelbeete können nach dem holzer`schen Prinzip tatsächlich eine Art Kompostiersystem darstellen, die erst mit Kürbissen und Zucchini und später erst mit Gemüse oder Beerensträucher bepflanzt werden können, wenn sich das Beet gesenkt hat. 

Ein Hügelbeet mit Virginiatabak und Zucchini in Mischkultur auf dem holzer`schen Krameterhof. Foto: Anna Heijkoop.

In folgendem Video zeige ich euch, wie ein Fruchtfolgeglied der Mischkultur auf einem Hügelbeet  aussehen kann. Fruchtfolgeglieder auf Eckern sind meistens Pflanzen wie Weizen, dann kommt Mais, dann kommt Ackerbohne, dann wieder Winterweizen und dann 2 Jahre Klee-Gras-Wiese u.s.w.;  alles aber immer als Einzelkultur (Monokultur). In Mischkulturen ist die Fruchtfolge nicht so einfach, jedoch mit einem bedachten System machbar (dazu mehr in weiteren Beiträgen).

Eine Mischkultur mit Weissklee, Ackerbohnen, Lattich und Ringelblumen.

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2 Kommentare zu „Warum ich keine grossen Hügelbeete im Küchengarten mehr verwenden werde und wie sie Sepp Holzer tatsächlich verwendet!

  1. Ich hab ähnliche mittelprächgige erfahrungen mit hpgelbeeten gemacht…das erste musste tatsächlich mühseelig wieder abgetragen werden (wurde übereilt und unüberlegt angelegt) das zweite ist im hintersten winkel des gartens, da dürfen nun nebst diversen beikräutern mehrjährige wie rhabarber, aronia, goji, artischocken, himbeeren und kren wuchern

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  2. ich habe gute Erfahrungen mit dem Hügelbeet gemacht (außer dass die Wühlmäuse gerne darin wohnen).
    Allerdings habe ich keinen Bohau darum gemacht, sondern lediglich alte Bretter aufgeschichtet und den Aushub darüber geschichtet und Gesteinsmehl eingearbeitet: fertig. Vielleicht muss man auch erst auch mal warten, bis die Erde reif ist, denn ich habe beobachtet, dass im ersten Jahr die Schnecken so ziemlich alles an Pflanzen abfressen. Auch zuviel Mulch ist nicht gut. Ich verwende das Hügelbeet nicht für den Anbau von Kulturgemüse in Fruchtfolge, sondern eher intuitiv. Es steht alles so ziemlich wild durcheinander: Meerrettich, Zucchini, Guter Heinrich, Baumspinat, rote Beete… und das seit 3 Jahren. Der Mangold sät sich aus und kommt jedes Jahr wieder woanders.
    Es ist für mich eher eine Frage des Vertrauens in die Natur, als der Wunsch nach Ertrag.

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