Die Milchwirtschaft: Hat sie Zukunft, oder werden wir bald weniger Muttermilch trinken?

Zu diesem Text: Dieser Beitrag soll nicht überall im Detail auf die Vorzüge und Nachteile des Milchkonsums, deren ethische und ökologischen Vorwände eingehen. Das Ergebnis wäre sicher ein eigenständiges Buch. Trotzdem werden all diese Themen gestreift (gewisse mehr und andere weniger). Da mein Wohnland die Schweiz ist und ich auch hier aufgewachsen bin, soll der Artikel vor allem die helvetische Milchviehwirtschaft (vor allem Kühe) im Fokus haben. Was die Gesundheit und Ethik betrifft, so können wir aber auch in andere Länder schauen und vergleichen. Die folgenden Zeilen sollen bewusst durch spezielle Wortwahl zum Denken und fühlen anregen.

Wann Milch wichtig ist und wann nicht
Dass Milch die beste Nahrung für ein neugeborenes Säugetier ist, setze ich hier schon mal voraus. Diese «Babynahrung» im Erwachsenenalter noch zu trinken, ist eine jedoch Eigenart vieler Vertreter der menschlichen Spezies. Ob wir die Muttermilch (denn nichts anderes ist sie) zu Rahm oder Butter verarbeiten, sie fermentieren, um so Käse oder Joghurt herzustellen, ändert nichts an diesem Fakt. In der Schweiz konsumieren Menschen durchschnittlich 377 kg Milchprodukte pro Kopf und Jahr (Stand 2009). Die Milch von Ziegen, Schafen und möglicherweise anderer Säugetiere kommt noch dazu. Rein objektiv betrachtet sind die meisten Schweizerinnen und Schweizer zwar von den Brüsten ihrer leiblichen Mutter entwöhn, doch haben danach sofort angefangen, das Exkret der Brust einer anderen Mutter zu sich zu nehmen (dies ist keine Beleidigung, sondern eine rein objektive Beobachtung, die mit Worten ausformuliert wurde).

Bei Völkern, wie den Tuareg in der Sahara ist die Milch von Kamelen ein fester Bestandteil der Ernährung und in der Wüste ein wertvoller Kalorienlieferant. Auch in der Schweiz, kann man jetzt schon Kamelmilch kaufen, sie soll einen höheren Vitamin C-Gehalt haben, als Kuhmilch. Müssen wir wirklich unseren Vitamin C-Bedarf mit Kamelmilch aus der Sahara decken?

Nun ja, zurück in die Wüste. Für die Tuareg und andere Völker in vegetationsarmen Umgebungen, scheint der Konsum von Milch notwendig zu sein (ich werde und kann diese Aussage nicht beurteilen).
In der Schweiz ist Milch und die Haltung von Kühen eine alte Tradition, da man durch die Haltung von Kühen, Rauhfutter wie Grass in ein Nahrungsmittel verwandeln kann. Den Wert von Saftgras haben die Schweizer jedoch noch nicht kollektiv für sich entdeckt!

Der Glaube, man bräuchte diese Tiere, um Dünger herzustellen, den man so nicht anders bekommen würde, ist weit verbreitet. In den Alpenregionen wird darauf bestanden, dass die Sömmerung (Halten der Tiere auf alpinen Wiesen im Sommer), die Verbuschung (das Zuwachsen der Weiden mit Bäumen) der Alpweiden verhindern muss. Viele Bräuche wie der Alpauf- und abzug haben sich um diese Praktik herum entwickelt. Kühe werden mit Blumen geschmückt und «dürfen» riesige Glocken um den Hals tragen. Weiterhin besteht das Argument, dass die Schweiz ja vorwiegend Grasland sei und nur Milch- und Fleischviehwirtschaft würden es veredeln und so für den Menschen nutzbar machen.


Liebe Leserin, lieber Leser, die Situation scheint geklärt, kein anderer Weg möglich. Wenn man die Natur betrachtet, als etwas, das vom Menschen unabhängig geschieht, dann ist es schwer, etwas mit natürlich oder unnatürlich zu bezeichnen, denn wir leben in einer vom Menschen umgestalteten Welt (jedenfalls in Europa). Diese Zeit, in der wir leben wird, auch als Anthropozän bezeichnet (lies dafür meinen Beitrag mit dem Titel: Crash und Selbstversorgung:https://erdwandler.wordpress.com/2019/02/05/crash-und-selbstversorgung-prepping-fuer-die-grosse-krise-oder-spatenstich-fuer-ein-goldenes-zeitalter/). In der Schweiz leben wir in einer Kulturlandschaft, also einer Umgebung, deren Aussehen vom Schaffen des Menschen geprägt ist. Was jetzt Natur ist und was nicht, scheint unmöglich zu bestimmen.

Wir könnten zurück in die Zeit nach der letzten Eiszeit, ca. 10 000 Jahre vor unserer Zeit, schauen, wie die Welt dort ausgesehen hätte. Sicherlich würden wir sehen, dass es viele Wälder gab und große Pflanzenfresser, die diese Wälder lichteten. Nach der Eiszeit sind Pflanzenarten wie Pappeln zu uns gekommen und andere, wie der Tulpenbaum, den es davor noch hier gab, sind nicht wiedergekehrt.


Grasland ist das natürlichste im schweizer Mittelland

Natur ist etwas, das im Wandel ist. Da wir Menschen auch ein Teil davon sind, sind auch wir demnach Natur. Die großen Pflanzenfresser wie Büffel und Mammut sind ausgerottet und in vielen Wäldern übernehmen Buchen die Überhand. Die Buche Fagus sylvatica (lat. silva= Wald) ist eine Baumart, die so dicht beieinander wächst, dass alles andere überschattet wird und nur im Frühjahr, wenn das Blätterdach sich noch nicht geschlossen hat, genug Licht für andere Pflanzen darunter zulässt (natürlich findet man auch noch Schattenpflanzen im Sommer). Wenn jetzt keiner mehr die Buchen zurück frisst, deren Bestand durch die Forstwirtschaft noch gefördert und die, die sich doch noch an den jungen Bäumen laben, erschossen werden, dann steht dem großen Auftritt dieses wunderschönen, graustämmigen Baumes nichts mehr im Wege. Die Artenvielfalt ist in dem Falle auf einer extensiv genutzten Magerwiese größer!
Das ach so geliebte Grasland (ja ich weiß, Grasland hat meistens den höchsten Humusgehalt im Boden) könnte, wie einst wieder Wald werden. Da in Mitteleuropa jedoch so viele Menschen leben, die auch ernährt werden müssen, sollten Wälder entstehen, die gleichzeitig landwirtschaftlich genutzt werden können. Diese Formen der nutzbaren Wälder, nennt man Agroforstsysteme. Sie werden in der Schweiz (Stand 2018) nur deshalb weiter untersucht, da man mit Bäumen auf dem Acker noch Anspruch auf Direktzahlungen hat. Die Finanzierung von Versuchen mit dem Fokus der Ernährung der Menschen, wird in Frankreich dagegen schon seit 30 Jahren sichergestellt. Mit den Forschungsergebnissen unserer Nachbarn, wird auch hier in Zukunft geforscht, es dauert nur noch. Lichte Baumreihen mit Feldfrüchten dazwischen, könnten die Winde des offenen Graslandes brechen, Erosion verhindern, einen Lebensraum für Micorrhizapilze, Vögel, Insekten und andere Tiere bieten, mehr Feinstaub filtern, das Feld auf mehreren Höhenebenen nutzbar machen, die Monokultur von Getreide und anderen Feldfrüchten aufbrechen (und so durch den Feldrandeffekt größere Erträge/Fläche bieten), die heilenden Effekte des Waldaufenthaltes wieder auf die Agrarflächen bringen, die Artenvielfalt allgemein fördern und nicht zuletzt das Albedo (die Reflexionsfähigkeit von Oberflächen) erhöhen und so eine Kühlung in einer Klimaerwärmung sicherstellen. Von den Vorteilen einer reduzierten Bodenbearbeitung will ich gar nicht anfangen. Bei den Agroforsten muss aber noch viel geforscht werden, denn wir haben nicht die Sonnenintensität der tropischen Gebiete (der Breitengrad bestimmt die Lichtmenge), wo sie schon im grossen Stil erfolgreich betrieben wird (Stichwort: Agenda Ernst Götsch). Wie genau so ein System aussehen wird, ist zudem auch noch standortabhängig und wird sich erst mit der Zeit entwickeln. Kühe als Waldrandbewohner (nicht reine Graslandbewohner!) könnten ein Teil des Konzeptes sein. Ob wir sie in dem Falle schlachten und essen oder ihre Körperexkretionen verarbeiten und vermarkten ist eine andere Frage. Das Argument des reinen Graslandes im schweizer Mitteland wird mit diesem Argument pulverisiert.

Das ach so geliebte Grasland (ja ich weiß, Grasland hat meistens den höchsten Humusgehalt im Boden) könnte, wie einst wieder Wald werden. Da in Mitteleuropa jedoch so viele Menschen leben, die auch ernährt werden müssen, sollten Wälder entstehen, die gleichzeitig landwirtschaftlich genutzt werden können. Diese Formen der nutzbaren Wälder, nennt man Agroforstsysteme. Sie werden in der Schweiz (Stand 2018) nur deshalb weiter untersucht, da man mit Bäumen auf dem Acker noch Anspruch auf Direktzahlungen hat. Die Finanzierung von Versuchen mit dem Fokus der Ernährung der Menschen, wird in Frankreich dagegen schon seit 30 Jahren sichergestellt. Mit den Forschungsergebnissen unserer Nachbarn, wird auch hier in Zukunft geforscht, es dauert nur noch. Lichte Baumreihen mit Feldfrüchten dazwischen, könnten die Winde des offenen Graslandes brechen, Erosion verhindern, einen Lebensraum für Micorrhizapilze, Vögel, Insekten und andere Tiere bieten, mehr Feinstaub filtern, das Feld auf mehreren Höhenebenen nutzbar machen, die Monokultur von Getreide und anderen Feldfrüchten aufbrechen (und so durch den Feldrandeffekt größere Erträge/Fläche bieten), die heilenden Effekte des Waldaufenthaltes wieder auf die Agrarflächen bringen, die Artenvielfalt allgemein fördern und nicht zuletzt das Albedo (die Reflexionsfähigkeit von Oberflächen) erhöhen und so eine Kühlung in einer Klimaerwärmung sicherstellen. Von den Vorteilen einer reduzierten Bodenbearbeitung will ich gar nicht anfangen. Bei den Agroforsten muss aber noch viel geforscht werden, denn wir haben nicht die Sonnenintensität der tropischen Gebiete (der Breitengrad bestimmt die Lichtmenge), wo sie schon im grossen Stil erfolgreich betrieben wird (Stichwort: Agenda Ernst Götsch). Wie genau so ein System aussehen wird, ist zudem auch noch standortabhängig und wird sich erst mit der Zeit entwickeln. Kühe als Waldrandbewohner (nicht reine Graslandbewohner!) könnten ein Teil des Konzeptes sein. Ob wir sie in dem Falle schlachten und essen oder ihre Körperexkretionen verarbeiten und vermarkten ist eine andere Frage. Das Argument des reinen Graslandes im schweizer Mitteland wird mit diesem Argument pulverisiert.

Die Tradition
Das Argument mit der Tradition auch nicht viel Gewicht. Kultur ist das, was der Mensch macht und Traditionen sind Bräuche und Verhalten, die immer wieder praktiziert werden. Man könnte auch sagen, dass das Halten von Sklaven oder die Unterdrückung von Frauen Tradition hat und bei uns hatte. Tradition rechtfertigt nicht das zu tun, was nicht richtig ist. Viele indoeuropäische Traditionen wie das keltische Julfest, Samhein, Sonnenwenden, Tag und Nachtgleichen wurden abgeschafft und durch katholische Feiertage ersetzt. Nur noch wenige pflegen die alten Traditionen. Wir müssen uns deshalb fragen, was wir in der Kultur erhalten und was wir ablegen können. Die Welt und auch die Kulturen sind nicht starr, sondern stetig im Wandel. Ich mache häufig die Verknüpfung zur Natur: Alles was erstarrt und stehenbleibt, wird wieder rezykliert und Teil des grossen Kreislaufs. Nur lebendiges passt sich durch seine Dynamiken immer wieder dem grossen Tanz des Lebens an.

Ist Milch ein essentielles Nahrungsmittel?
Ob es in unseren Landen wirklich, wie bei den Tuareg, nötig ist Milch zu trinken, bezweifle ich stark. Milch oder ähnliche wässrige Emulsionen (klingt unappetitlich, aber es ist nichts anderes, als viele tausend kleinster Fettröpfchen in Wasser) können durch so viele Produkte ersetzt werden, die auch in Mitteleuropa gedeihen. So wächst Milch auf dem Acker und den Bäumen: Soja, Hanf, Dinkel, Hafer, Hirse, Reis, Walnüsse, Haselnüsse, Mandeln, Erdmandeln (da schon die wilde Form als «Unkraut» hier üppig wächst, sehe ich für den Anbau der Kulturvariante keine Barriere), Sonnenblumen (beachte den hohen Omega 6-Gehalt), Sesam und nicht zuletzt die Früchte der Arve können in den verschiedensten Anwendungen einen gesündere Alternative bieten, die noch dazu viel weniger Land verbraucht.
Im Biobereich (Biolabel: KnospeSchweiz) gilt die Verordnung, den Kühen nicht mehr als 10 % Kraftfutter zu füttern. Bei EU-Bio sind es bis zu 40 % (soll aber bis 2022 drastisch gesenkt werden). Bei konventioneller Milchviehhaltung sind bis zu 60 % erlaubt. Kraftfutter ist Tiernahrung, die zum Beispiel das Muskelwachstum und die Milchleistung der Tiere fördern soll. Sie besteht aus proteinreichen Pflanzen wie: Futterrüben, Mais, Soja, Ölpresstrester, Leguminosen und anderem Getreide, die extra (mit Ausnahme des Tresters) auf Ackerfläche angebaut werden, die der direkten menschlichen Ernährung dienen könnte. Es wird also ein Umweg über die Kuh, das Schwein oder das Huhn gemacht, die die meisten Kalorien (das heißt die meiste Ackerfläche) für ihren Stoffwechsel und die Erhaltung ihrer eigenen Körpertemperatur verbrauchen. Überspitzt gesagt heißt das, wir heizen über die landwirtschaftlichen Tiere unsere Umgebung auf Kosten von Ackerfläche und Diesel, der zum Anbau des Kraftfutters benötigt wird. Da in der Schweiz und anderen Ländern das zu beackernde Land nicht reicht, wurden z.B. im Jahr 2008 255’273 Tonnen Soja importiert. Dieses Soja wird nicht etwa zu Tofu, Tempeh oder Soyamilch, sondern allein den Tieren als Kraftfutter verfüttert. Das für den Sojaanbau zum Beispiel in Brasilien Quadratkilometerweise Urwald gerodet werden und die Monokulturen auf Jahrzehnte versalzte Böden (diese Böden sind für den Anbau von jeglicher Nahrung ungeeignet) zurück lässt und Artenvielfalt zerstört, sind nur zwei der vielen Folgen. Das die benötigten Pestizide (da Monokultur) mit Flugzeugen ausgebracht werden und auch manchmal den Sprühprozess über Siedlungen, in denen Menschen leben, nicht unterbrochen wird, kreiert katastrophale gesundheitliche Zustände. Dazu kommt, das 5 %- 10 % genmanipuliertes Soja ist (könnte in Wirklichkeit viel mehr sein), dass in der Schweiz nicht direkt als Nahrung, aber als Tierfutter importiert werden darf. Von den immensen Mengen an Palmölprodukten bzw. Nebenprodukten und den riesigen Mengen an schwermetallhaltigen Schwerölen, die beim Transport der Futtermittel auf internationalen Gewässern in die Atmosphäre geblasen werden, will ich nicht weiter reden, zu traurig würde mich das stimmen.
Da das Kraftfutter viele Proteine enthält und Proteine als Hauptelement Stickstoff beinhalten, importiert die Milchindustrie auch noch einen riesigen Stickstoffüberschuss. Ja, Pflanzen brauchen Stickstoff unbedingt für ihr Wachstum. Gewisse Pflanzen mehr und andere weniger bis viel weniger. Während Feldfrüchte generell gesagt, viel Stickstoff benötigen, ist für Alpenpflanzen wie der Arnika (Arnika montana) ein zu hoher Stickstoffgehalt im Boden ein Todesurteil. Wie alle Nährstoffe, die sich in einem System im Kreislauf befinden, ist auch Stickstoff (als Element in der Luft und als organische Verbindung in Lebewesen und Boden) in Balance mit den anderen. Bzw. wäre, wenn wir ihn nicht in grossen Mengen importieren würden. Das Kraftfutter, das nicht von den Tieren zum Zellaufbau genutzt wird, kommt als Kuhfladen wieder zum Vorschein. Da in der Schweiz und Deutschland die Tierhaltung in der Landwirtschaft dominiert, handelt es sich um einen riesen Berg Dung. Diesen Dung kann man nicht beliebig auf die Felder ausbringen, da sonst der grösste Teil in Form von Nitraten im Grundwasser landet (was gesundheitsschädlich ist und trotz Kontrolle nicht selten geschieht). In Deutschland wird die Gülle (da Ackerbau und Tierhaltung meist getrennt sind) in Tankwagen über weite Strecken gefahren. Es ist ein richtiges Scheissproblem!

Das Verdauungssystem der Wiederkäuer wie Kühe sind auf Rauhfutter (Grass, Heu ect.) ausgelegt. Getreide wird nur schlecht verwertet und kann sie bei einer Überdosierung sogar krank machen. In der industriellen Tierproduktion (ja meistens auch beim lieben Bauern nebenan) wird soviel Kraftfutter wie gerade noch von den Tieren ertragen wird (außer Bio) gefüttert, da dies die meisten Fleisch- und Milcherträge liefert.

Ein Scheissproblem
Wenn Gülle oder das flüssige Gärgut aus Biogasanlagen mit Sauerstoff in Berührung kommt, entsteht Ammoniak. Dieses Ammoniak gelangt in die Atmosphäre. Wenn es regnet, verbindet sich dieses Gas mit den Wassertropfen und kommt so in die Böden. Dies nennt man dann: durch die Luft eingetragener Stickstoff. In Sömmerungsgebieten wurden früher die Alpwiesen noch zusätzlich gedüngt. Heute geschieht das passiv über das Kraftfutter, das mit in die Berge genommen wird oder den atmosphärisch eingetragenen Stickstoff. Neben den meist viel zu schweren Kühen, die den empfindlichen Boden zertrampeln, wird durch ihre Hinterlassenschaften der Boden völlig überdüngt. In der Nähe des Stalles, wo sich die Tiere am meisten aufhalten, findet man meistens ein Massenvorkommen von Ampferarten (Meistens der als Blaggen oder Placken bezeichnete stumpfblättrige Ampfer Rumex obtusifolius oder Alpenampfer Rumex alpinus) vor. Diese Pflanzenart wächst auf stickstoffreichen, meist kompaktierten Böden. Der zusätzliche Stickstoff verändert also die empfindliche alpine Flora. Konkurrenzschwache Arten werden von den stickstoffhungrigen einfach verdrängt. Nicht nur durch das Pflücken und Ausgraben sind so viele alpine Pflanzenarten bedroht! Wenn wir die romantischen Bilder von Wiesen sehen, die im Mai übervoll mit Löwenzahn sind, dann bedeutet das meistens, das dort Stickstoff im Überfluss vorhanden ist.
Zum Argument des Wiesenfreihaltens: Eine fortschreitende Vergandung (zurückkommen des Waldes) vermindert die Artenvielfalt, schützt jedoch auch vor Lawinen. Mein Vorschlag wäre, die Vergandung stückweise zuzulassen und so mehr Schutzwälder zu schaffen. Gleichzeitig sind aber extensive Magerwiesen auch ein Ort der Biodiversität. Der Erhalt der Mähwiesen, muss jedoch nicht zwangsläufig ein Argument für Tierhaltung sein. Das geerntete Heu kann zum Beispiel zur Erzeugung von wertvollem Kompost oder als Medizin (in Heubädern) dienen und gleichzeitig einen Beitrag zur Biodiversität sein.

Um viele Dörfer in den Bergen herum (Beispiel Sent in Graubünden) kann der aufmerksame Betrachter, die Betrachterin noch die Überresten einer Terrassenbewirtschaftung erkennen, auf denen die Menschen auf kleinstem Raum Ackerfrüchte für ihr auskommen anbauten. Medizinalpflanzen wie die Meisterwurz oder die Schafgarbe, haben ab 1000 m.ü.Meer besonders starke Heilkräfte. Die intensive Sonne und die extremen Temperaturen sind nur für resiliente Lebewesen und ergeben eine ganz besondere Heilkräftigkeit. Der Anbau unserer Medizin könnte dort sehr profitabel sein und noch dazu ganz im Einklang mit der Umgebung.

Auch sind die Quellfassungsgebiete (die Gebiete, in denen das Wasser in die Erde einsinkt, dass dann als Quellwasser in die Häuser kommt, sind durch den Eintrag von Dung (Nitrate und Darmbakterien wie E.coli) gefährdet. Am Schluss möchte ich noch hinzufügen, dass es schon vorgekommen ist, dass in Skigebieten, die im Winter mit dem Wasser aus künstlich angelegten Teichen beschneit werden, mit der Beschneiung auch E.coli, die mit Oberflächenwässern aus Sömmerungsgebieten in diese Wasserbecken hineingeflossen sind, auf einer riesigen Fläche verteilt wurden. In der Kälte des Winters inaktiv, fingen die Mikroorganismen dann im Frühjahr an, sich munter zu vermehren. Je nach Filterwirkung des Bodens kann Quellwasser diese Überraschungsgäste mit sich bringen. Vor ein paar Jahren gab es einen E.coli Skandal bei Sprossen. Nur E.colli ist ein Darmbakterium und Sprossen haben bekanntlich keine Därme!

Gesundheit:
Über den gesundheitlichen Aspekt vom Konsum von Tiermilch als Erwachsener und den Fakt, das Milch NICHT gut für die Knochen ist, gibt es massenweise Studien und Infomaterial im Netz. Ich kann hier die Seite nutritionfacts.org empfehlen. Sogar schon im Fernsehen (und das heisst was!) kommen schon Sendungen wie „Die Milchlüge“ ect. Obwohl ein Grundthema dieses Blocks die Gesundheit ist, möchte ich dieses Thema mit diesen Sätzen nur streifen. Auch Bodybuilder mit erhöhtem Proteinbedarf müssen nicht auf die säurebildenden Whey (Molke) und Casein (auch ein Milchprotein) zurückgreifen. Sprossen aus Hülsenfrüchten und Pseudogetreide könnenhier eine sehr wertvolle Alternative bieten. Dazu aber mehr in einem anderen Beitrag…

Unsere Werte und ob wir sie wirklich leben
In Europa wird ständig von sogenannten christlichen Werten geredet, also Dingen wie Nächstenliebe, Feindesliebe, Pazifismus und dem Respekt vor anderen Lebewesen. Gleichzeitig sehen wir nur selten, dass wirklich Menschen (speziell Christen, die in Mitteleuropa dominieren) diese Werte auch leben. Die Milchwirtschaft ist meiner Meinung nach ein riesiger Leuchtturm, der uns zeigt, wie diese Werte, vor allem der Respekt für andere Lebewesen eben NICHT gelebt werden. Trotz diesen klaren Werten sehe ich, wie Menschen als Endkonsumenten durch Ignoranz (und hier meine ich nicht die Dinge, von denen wir nichts wissen) und als Investoren bewusst oder unbewusst böswillig in Industrien investieren, die Menschen in Ländern mit grossen Bodenschatzvorkommen oder Billigstlöhnen schädigt. Sei es durch Kriege oder Ausbeutung.

Wie wäre es, wieder zu den eigenen Werten zu stehen und sie wieder geltend zu machen, genau weil wir sie leben und unser Handeln nach ihnen richten.
Die Ethik in der Milchindustrie scheint nur in der Werbung zu existieren. Auch im Biobereich werden Kälber innerhalb von 24 Stunden von der Mutter getrennt, um zu verhindern, dass keine innige Bindung zwischen ihnen besteht. Ich frage mich, ob tatsächlich in den 9 Monaten Schwangerschaft, die Mutter nicht mit ihrem Baby verbunden ist bzw, wie viel die postnatalen 24 Stunden noch ausschlaggebend sind. Das wehmütige Rufen der Mutter nach ihrem Kind, was immer wieder zu hören ist, scheint eine andere Wahrheit zu zeigen. In diesen Stunden ist es zwar möglich, das Kalb auszutauschen, doch bezweifle ich, dass die Mutter auf allen Ebenen mit dem Ersatz glücklich sein wird.
Damit eine Kuh Milch gibt, das heisst im Jargon: in die Laktationsperiode kommt, muss sie ständig geschwängert werden. Dies geschieht meistens nicht per Stier, der die Kuh deckt, sondern über künstliche Besamung (Tierärztin/ -arzt steckt eine Besamungsspritze in die Scheide der Kuh, die mit den Spermien von ausgesuchten Zuchtbullen (die wenigen Männchen, die überhaupt erwachsen werden dürfen) bestückt ist). Eine solche Penetration, die nur von einer Seite her freiwillig ist, nennt man bei Menschen Vergewaltigung!

In der konventionellen Milchviehzucht ist der sogenannte Embryonentransfer eine vielfach angewandte Methode. Dabei wird einer geschlechtsreifen Kuh, mit besonderen Eigenschaften (z. B. sehr hohe Milchleistung), Hormone verabreicht, die sie zur Superovulation (Eisprung mit mehreren Eizellen) bringt. In ihrem Leben werden ihr, trotz mehreren Superovulationen die Eizellen nicht ausgehen, da sie vorher ins Schlachthaus kommt. Die Eizellen werden entweder noch in der Gebärmutter oder im Reagenzglas mit ebenfalls selektierten Spermien befruchtet. Es wachsen darauf Embryonen heran, die aus dem Reagenzglas oder ausgespült aus der Gebärmutter der Mutterkuh in Ammenkühe eingepflanzt werden. Bei Menschen wird dieses Verfahren auch angewandt, doch können wir darüber entscheiden und den Tieren wird das aufgedrängt.
Die Kälber werden, nach dem sie die wichtige Kolostralmilch von der Mutter getrunken haben (ist jetzt in der Schweiz so) dann für die ersten Tage bis Wochen in einem Iglu isoliert. Diese Form der «Einzelhaft» wird praktiziert, damit keine Krankheiten unter den noch Immunschwachen Kälbern verbreitet werden. Die Kälber sind sehr sozial bedürftig und können durch die Einzelzelle ein Trauma erleben. Es gibt auch Formen der Haltung, wo das Kalb nahe seiner Mutter sein darf oder direkt bei ihr, dann aber meist durch einen mit Dornen besetzten Nasenring vom Trinken am Euter abgehalten wird.
Wenn man weiblich ist, hat man eine Chance als dauerschwangeres Wesen ein paar Jahre zu leben. Männliche Kälber werden in vielen Ländern einfach nach der Geburt in Käfigen an den Strassenrand gestellt, wo sie zum Teil tagelang auf die Schlachthausarbeiter (und zwar ohne Futter und Wasser) warten müssen. Meist werden sie dann halb tot auf die Ladefläche eines Trucks geschmiessen um dann noch geschlachtet zu werden. In der Schweiz werden sie entweder unter anämischen Zuständen (ohne Raufutter, da sonst ihr Fleisch rot und nicht weiss wird) gehalten oder weiter gemästet. Es gibt in der Schweiz keine Biokalbsmästereien, da ein hoher Antibiotikaeinsatz die Krankheiten der Kälber verschiedenster Herkünfte unterdrücken muss. Die «Glücklichen» unter ihnen, dürfen noch auf die Alp den Boden überdüngen gehen, bevor im Herbst, auf sie der ach so humane Kehlenschnitt wartet. Wer ehrlich gegen Sexismus ist, muss sich fragen, ob er/sie wirklich weiterhin Milchprodukte konsumieren möchte.
Nachdem die Mutterkuh mehrere Jahre dauerschwanger gefristet hat und jeden Tag bis zu 40 Liter ihrer Milch abgeben musste (natürlich währen 7 Liter) wird auch sie meistens (noch vor der Höhe der maximalen Lacktation, was auch wirtschaftlich keinen Sinn macht), ins gleiche Schlachthaus geführt, in dem schon ihr Sohn unter «humanen» Bedingungen getötet wurde. Die Fleisch- und Milchindustrie sind untrennbar miteinander verbunden.
Wäre nicht etwas falsch gelaufen, wenn wir ohne die Muttermilch anderer Säugetiere an Mangelerscheinungen zu leiden hätten? Schon Babys wird als sogenannte Anfangs- und später Folgemilch, anstatt menschliche Muttermilch, die Milch von Kühen gegeben. Dabei wäre Folgemilch aus Buchweizen und Sesam noch reicher an Calcium und würden nicht sauer verstoffwechselt werden. Nur zur Erinnerung: Ein Kalb wiegt ca. 35 kg und wird in relativ kurzer Zeit zur 600 kg Kuh. Es gibt nur wenige Menschen, die 600 kg schwer sind. Dies geschieht unteranderem durch natürliche Hormone, wie Östrogen (und andere Stereoide), die im Gegensatz zu Phytohormonen wie in Soya eine negative Wirkung auf uns haben (Stichwort: Krebsrisiko). In der Milch befinden sich nicht nur Hormone, sondern auch jede Menge Eiterzellen (der Zellenzahlgrenzwert in der Tankmilch beträgt 350 000 Zellen/mL (durch die enormen Milchleistungen oder schlechte Hygiene entstehen immer wieder Entzündungen am Euter, Eiter entsteht) die, wenn unter dem Grenzwert, so verkauft und getrunken wird. Na dann guten Appetit oder prost!


Wie wäre es, wenn die Tiere nicht mehr so überzüchtet werden und die Milch nur dann genommen wird, wenn die Kuh auf natürliche und ungezwungene Weise ein Kalb gebärt und es schon gefüttert hat? Brauchen wir überhaupt tierische Milch um glücklich zu sein, denn ökologisch ethisch und gesundheitlich macht es Überhaupt keinen Sinn! In dem Käseland Schweiz wird schon Nusskäse von der Firma New Roots hergestellt, der einfach fantastisch schmeckt und noch dazu in Rohkostqualität ist. Dazu gibt es Rezepte von Miyokos Creamery, Nouveau Raw und vielen anderen im Internet.
Auch der Begriff Nutztier scheint mir nicht mehr zeitgemäss. Wir brauchen keine tierische Nahrung bzw. können oder nehmen genügend Mikroorganismen über ungewaschene Wildkräuter und Gemüse aus dem eigenen Garten oder Markt auf. Es ist also von keinem Nutzen, sondern Ausnutzen die Rede. Auf Grund von Gewohnheiten, Tradition, manchmal Süchten (Stichwort: Casomorphin) und dem Glauben, das tierfreie Ernährung zwangsläufig zu Mangelerscheinungen führt. Die Nutztiere sollten wegen dieses Faktes als Ausnutztiere bezeichnet werden, weil der Name das beschreibt, was wir mit ihnen machen!


Ich habe die Entscheidung, keine Milchprodukte aus Muttermilch zu konsumieren, schon vor viele Jahre für mich entschieden. Die gesundheitlichen und bewusstseinsentwicklungen wahren enorm.
Aus den Gründen dieses Textes, denke ich, dass der Milchkonsum in der Schweiz erst auf sogenannte, ethische oder biologische Produktion und dann mit noch mehr wachsendem Bewusstsein immer kleiner und kleiner wird. Der Gesamtmilchkonsum sinkt gesamtschweizerisch jedes Jahr. Ich kann mir vorstellen, dass Milch und Produkte wie Ghee (gereinigte Butter) noch für Rituale wie Agnihotra oder ähnliches Verwendung finden, aber in der Nahrung keine grosse Rolle mehr spielen wird. Soweit meine Gedanken dazu.
Liebe Leserin/ lieber Leser, wie wäre es mal mit pflanzlicher Milch für 1 oder zwei Monate? Es gibt Produkte die meiner Meinung nach richtig wässrig schmecken und andere, die vollmundig und cremig daher kommen. Gib dir Zeit, probiere mehrere Sachen aus oder mach mal Nussmilch selber, die ist sowieso immer die Beste!




2 Kommentare zu „Die Milchwirtschaft: Hat sie Zukunft, oder werden wir bald weniger Muttermilch trinken?

  1. Ich danke dir für deine direkten Worte, lieber Joscha. Sie treffen die Absurdität und Übergriffigkeit der „Milchproduktion“, man muss vielleicht besser sagen: des Milchraubs, mit schmerzhafter Klarheit. Und werden mir hoffentlich dabei helfen, meinen jetzt erneuten Versuch, Butter, Käse und Joghurt aus tierischer Milch durch pflanzliche Alternativen zu ersetzen, erfolgreich umzusetzen. Ich scheiterte bisher mehrmals und hielt entgegen besseren Wissens an alten Ernährungsgewohnheiten fest. Da war jetzt dein Blogbeitrag wie der Eimer mit kaltem Wasser, in den wir manchmal unseren Kopf stecken müssen, um wieder klar zu sehen.

    Herzlich, Verena

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    1. Hallo Verena
      Vielen Dnk für deinen Kommentar. Essgewohnheiten können tasächlich ziemlich hartnäckig sein. Meistens sind Erlebnisse und Emotionen daran gebunden. Diese kann man aber wieder losbinden und sie an andere Dinge befestigen, die dir nützlich erscheinen. Milch war ebenfalls mein härtestes Nahrungsmittel. Inzwischen, mag ich den Geschmack überhaupt nicht mehr. Gruss Joscha

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