Ein Schatz des Herbstes: Laub und was man alles damit machen kann

Liebe Leser, nach diesem Artikel werft ihr euer Laub nie wieder weg!

Mir wurde erzählt, dass sich vor etwa 40 Jahren noch die Hausfrauen um jeden Pferdeapfel stritten, der immer mal wieder von einem grossen Vierbeiner auf der Strasse deponiert wurde. Man wusste um ihre gute Wirkung auf Rosen und Co. Eine wahrliche Dufttransformation. Aus Sch***** wird Rosenduft; tolle Sache. Laub wurde vorsichtig zusammengekehrt und kompostiert. Gärtnereien nutzten die lokale Ressource und schichteten die gefallenen Blätter auf, um ein Jahr später beste Erde ernten zu können. Speziell das Laub von Bäumen mit niedrigen Tanningehalten (Gerbsäuren) kompostiert schnell. Die Blätter von Obstbäumen, Buchen, Linden, Ahorn, Weiden, Pappeln und Platanen wurde im Nu zu bester, feinkrümeliger Erde transformiert. Ein eine super Basis für ihre Substratmischungen. Sogar Zierpflanzengärtner griffen darauf zurück!

Heute: Mit den heutigen Personalkosten, lohnt sich die eigene Kompostierung für viele Betriebe nicht mehr. Wenn man nicht genug Biomasse hat, um mit einem Radlader zu kompostieren, dann wir der Prozess outgesourced. Heute werfen die meisten Gärtner ihr Laub in die Grüntonne. Eigentlich ja auch nicht schlecht, denn es wird meist kommunal kompostiert. Nur muss man dann den Kompost wieder kaufen; heutzutage noch mit gratis Mikroplastik.

Ich empfehle grundsätzlich die Ressourcenkreisläufe so eng wie möglich zu halten. Im Garten gibt der kohlenstoffreiche Laubmulch/Laubkompost einen optimalen Nährboden für viele nützliche Pilze. Wenn du keinen Häcksler hast und das Laub zerkleinern möchtest, dann hilft auch ein Rasenmäher.

Warum Laubhaufen einfach Klasse sind

Ich wohnte mal in einer Stadt, in der es einen riesigen Park mit ebenso riesigen Bäumen gab. Diese Riesen warfen jedes Jahr eine gigantische Menge Laub ab. So viel, dass die Laubhaufen mehr als 5 Meter hoch aufgetürmt wurden. Nicht nur Kinder fanden es toll, sich dort hineinplumpsen zu lassen. Auch obdachlose Menschen nutzten die isolierende Wirkung, sowie die Verrottungswärme aus und richteten ihre Nachtlager darin ein. Von wegen nur Igel überwintern in den kuschligen Haufen. Laub wurde früher auch zur Isolation in Wänden oder als Stopfmaterial für Decken und Kissen genommen. Als Einstreu bei Pferden ist es ebenso geeignet, mit dem stickstoffreichen Kot zusammen, ergibt es besten Humus! Das Laub nicht in die Grünabfuhr zu geben hat tausende Vorteile.   

Die herbstliche Laubfülle erzeugt auch immer merkwürdige Bilder. Ich hatte mal einen Nachbarn, der sich bei einem Ausverkauf einen Laubbläser besorgte. Das Ding erzeugte in der ganzen Siedlung ein gewisses Flughafenfeeling. Wenn man sich jedoch dem tosenden Turbinengeräusch näherte, erkannte man, dass keine 747 am durchstarten war, sondern das der Nachbar einzelne Blättchen durch den Garten jagte. Was für ne Effizienz! Einfach nur sehr unterhaltsam.

Im Sommer legte ich mich auf einer mehrtägigen Fahrradreise bei schönem Wetter einfach mit dem Schlafsack aufs trockene Laub. All die Konfortmatratzen von heute kommen nicht an das Schlafgefühl heran. In Survivalsytuationen kann ein Laubhaufen Leben retten, wenn man ihn als Kälteschutz verwendet.

Ja, jetzt kommt noch das Igelargument: Wie ihr sicher wisst, sind jetzt im November die Igel unterwegs. Sie suchen sich ein gemütliches Winterquartier. In «aufgeräumten» Gärten finden sie einfach keinen Platz mehr. Zum überwintern ist ein englischer Rasen und die «pflegeleichten» Kiesel und Schotterflächen einfach nur Mist. Blindschleichen, Schlangen, Kröten und noch viele andere Tiere brauchen diese Rückzugsmöglichkeiten. Ich finde es enorm ungerecht und egoistisch von uns Menschen, erst den Lebensraum der Tiere zu nehmen, ihn dann mit unnötigem Stuss wie einem englischen Rasen, einer Schotterfläche oder einer zementierten Bühne für Gartenzwerge und Solarlampen zu füllen und überhaupt nichts mehr für unsere Mitwesen übrig zu lassen. Falls du etwas für sie tun möchtest, dann häufe einfach einen, mindestens 40 cm hohen Haufen Laub und Äste an einem nicht viel besuchten Teil deines Gartens auf. Eine grosse Netztasche mit Laub an einem etwas geschützten Ort aufgehängt bietet Marienkäfer und Ohrenkneifern ein gutes Winterquartier. Informiere dich doch bei deinem lokalen Naturschutzverein über die verschiedenen Möglichkeiten. 

Was man sonst noch für Igel tun kann, erfahrt ihr hin: https://pro-igel.ch/index.php?id=6

Laub das nur langsam verrottet

Eichen-, Robinien-, Nussbaum-, Kastanienlaub und Fichtennadeln verrotten nur sehr langsam. Ihre Blätter enthalten Gerb- und Giftstoffe, die anderen Pflanzen sogar schaden können. Diesen Effekt nennt man Allelopathie. Eichen zum Beispiel lagern viele Tannine in ihren Blättern ein, die nur sehr langsam wieder abgebaut werden. Die langsamste Rotte machen Kirschlorbeerblätter durch. Ihre harten Blätter und die dicke Kutikula (oberste, meist wachsartige Schicht), schützt sie vor Insekten und Pilzen. Das kann auch ein Vorteil sein, wenn man Langzeitmulch braucht. Vielleicht zum Bedecken von abgeernteten Beeten oder in Hitzesommern für das Wassermanagement. Dieses Jahr experimentierte ich mit Tujaheckenschnitt und hatte riesen Erfolg. Es unterdrückte mir die Winden (nicht zu 100% natürlich) und liess die gesäten Luzernen durch. Zudem ist es noch nicht verrottet; alles hat seine Nische!

Kleine Ergänzung: Auch Walnussbaum kann man gut kompostieren. Es verottet nur langsamer und muss ein Jahr „reifen“.

In der Natur gibt es keine Abfälle, alles ist ein Teil eines grösseren Zyklus. Nur ein grosser Teil der jetzigen Menschheit (auch ein Teil der Natur) konzentrieren gefährliche Substanzen als Abfall auf.  

Wenn wir unsere Mitwelt beobachten, können wir diese Dinge erkennen und für uns nutzen.

Wie verwendest du all das Laub? Schreib`s mir doch in die Kommentare. Ich freue mich auf eine Bereicherung dieses Beitrags. Falls du noch mehr zu Mulch, Permakultur, heilende Nahrung, Bewusstseinsentwicklung und das Leben in Einklang mit der Biosphäre Erde erfahren möchtest, dann abonniere doch diesen Kanal kostenlos. Du wirst dann immer informiert, wenn es wieder spannenden, neuen Inhalt gibt.

Verlinkte Beiträge

Mulchologie: Eine Reihe übers Mulchen (sehr zu empfehlen!): https://erdwandler.com/2019/09/02/mulchologie-das-1×1-des-mulchens-die-serie-beginnt/

Landschaften lesen und verstehen: Essentiell in der Permakulturgestaltung: https://erdwandler.com/2019/09/13/landschaften-lesen-und-verstehen-einleitung-zum-themenblock/

4 Kommentare zu „Ein Schatz des Herbstes: Laub und was man alles damit machen kann

  1. ich liebe laub.
    in unserem Dorf haben alle ihr laub in die bereitgestellten gitterboxen gebracht. nur ich nicht.
    jahrelang.
    ich habe das laub zum mulchen genommen.
    für die Schweine in den pferch, die haben es dann hervorragend in den boden eingearbeitet.
    walnusslaub für die Hühner in den stall zum scharren und gegen die rote vogelmilbe.
    laubhaufen für die igel.
    laub als schichtung auf den Misthaufen.
    laub ins hügelbeet.
    wie gesagt: ich liebe laub.
    so eine tolle ressource mit so vielen Nutzungsmöglichkeiten.
    ich werde nie verstehen, daß es leute gibt, die sogar bäume fällen, weil ihnen das laub nicht passt…

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  2. Myrta Knecht, Naglerstrasse 9 B, 9443 Widnau 30. November 2019 — 09:38

    Super, was ich alles über das nützliche Laub gelesen habe. Schon seit Jahren kompostiere ich unser Laub vom Garten oder schichte es zu einem Haufen auf. Wir haben immer mal wieder Igel im Garten. Den Tipp mit dem aufgehängten Laubbeutel finde ich gut, habe ich noch nicht gekant!

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  3. Hallo.

    Ich habe einen großen Walnussbaum mit jeder Menge Laub.
    Dieses Jahr habe ich davon erfahren das ich mein Walnusslaub fermentieren kann.

    Das Laub in ein grosses Gefäß geben, verdichten und mit einer Joghurt /Wassermischung begießen. Dann wieder Laub drauf, verdichten, begießen und so weiter.
    Dann luftdicht verschließen und warten.

    Das soll tolle Erde geben.

    Ich probiere es gerade aus.

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    1. Klingt spannend. Schreib mir bitte, wenn du Ergebnisse hast….

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