Mulchologie: Das 1×1 des Mulchens. Die Serie beginnt!

Boden muss immer abgedeckt werden! Ja aber wie? Mit was? Wird das teuer?

Liebe Leserin, lieber Leser

Wenn du diese Zeilen liest, darf ich annehmen, dass dir bekannt ist, was Mulch für deinen Boden und deine Pflanzen tun kann. Ich behalte mir deshalb vor, nochmals im Detail zu betonen, dass die Abdeckung der Erde (denn nichts anderes ist Mulch) für mindestens die folgenden Punkte einen enormen Vorteil bringt:

-Auswaschungsschutz/Regenschutz

-Austrocknungsschutz

-Erhaltung des Nährstoffkreislaufes

-Schutz und Förderung des Bodenlebens

-Fernhalten von Schnecken (ja auch das ist möglich, bzw. nötig)

-Frostschutz

-Beikrautunterdrückung

-Schimmelprävention bei empfindlichen Kulturen wie Salat oder Erdbeeren

-Bodenlockerung

-Bodenwasserkreislauf

-Unterdrückung verschiedener Schädlinge wie Erdflöhen

Ich gehe ebenfalls davon aus, dass hier niemand mit Materialen wie Nicht-UV-stabilem Kunststoff oder anderen Stoffen mulcht, die im Nachhinein mitwelt- und gesundheitsschädlich sind!

Dies wird eine Serie werden, die sich mehr mit dem Was und Wann des Mulchens, bzw. woher man die Materialien bekommen kann (sogar in der Stadt!), beschäftigt.

Um dem ganzen eine Struktur (Krümelstruktur)😊 zu geben, siehst du hier die Themen im Überblick. Jeder Beitrag wird einen weiteren Punkt ABDECKEN (die Wortwitze schiessen nur so aus dem Boden!).

Viel Spass mit den folgenden Themen:

-Unterschied Gartenmulch und «Naturmulch»

-Wo bekomme ich Mulchmaterialien her!

-C:N-Verhältnis oder Wie schnell verrotten verschiedene Mulchmaterialien?

-Portraits verschiedener Mulche.

-Lagerung, Vorbereitung und Behandlung der Materialien.

-Spezifische Düngung und Pflanzenstärkung mit ausgewählten Mulchmischungen. Alles über Bokashi, Silage und Co.

-Welche Bücher empfehle ich?

Teil 1: Was ist der Unterschied zwischen den Mulchpraktiken die wir im Garten anwenden versus den Methoden der wilden Natur? Was können wir beobachten?

Zuerst möchte ich mit dem Dogma aufräumen, dass eine tatsächliche Trennung zwischen UNS und DER NATUR besteht. Wir sind mit ihr verwoben. Wir sind Teil und nicht nur Beobachter von IHR (mehr spannendes zu dem Thema findest du unter: Getrennt sein und beherrscht werden (am unteren Ende dieses Beitrages verlinkt). Dennoch leben die meisten Menschen in den westlichen Ländern nicht mit den Gesetzen der Natur, sondern auf Pump. In meist parasitischer Beziehung mit dem Erbe an unsere Nachkommen. Wir können mit dem jetzigen Zustand der landwirtschaftlich genutzten Böden (Qualität leider abfallend), den geringeren Sammelmöglichkeiten, sowohl der riesigen Anzahl an Menschen, NICHT alle als Sammler in Mitteleuropa leben. Deshalb sind wir auf landwirtschaftliche Systeme angewiesen!

«Du schweifst ab!» Danke! In jenen «künstlichen» Systemen arbeiten wir mit Mulch (wenn wir schlau sind!). Wie und wann wir Mulchen, ist um einiges unterschiedlich zu dem, wie unsere Kollegen, die Bäume im Wald es tun. Aber was unterscheidet denn genau die Praktiken?

Die Ernährung macht den Unterschied!?

Damit meine ich das, was wir anbauen um uns zu ernähren. Wenn wir alles sammelten und oder jagten, würde das nämlich alles wegfallen. Dazu kommt: Unsere Landwirtschaft fusst auf einjährigen Pflanzen, also jenen, die nur eine Saison wachsen und dann wieder neu angebaut werden müssen. Dies bedeutet immer wieder eine Störung des Bodens. Im Wald finden wir vor allem mehrjährige Pflanzen, die dominieren. Störungen finden auch statt, wenn zum Beispiel eine alte Buche umfällt. Der Boden bleibt aber grösstenteils unbewegt. Der Garten ist ein System mit Kulturpflanzen. Sie wurden den menschlichen Bedürfnissen angepasst und verloren aufgrund dieser Veränderungen ihre Resilienz. Genau jene, die die wilden Gewächse noch haben. Unsere Ernährungsgewohnheiten bewegen also viel Boden! Wenn wir (als Gärtner*in, Bauer*in) schlau sind, schützen wir diesen mit einer Decke, dem Mulch. Dieser kann in Form von extern vom Feld hergebrachten, darauf gewachsenen/geernteten/wiederausgebrachten Schnittgut oder aus lebendigen Materialien bestehen. Im Wald geschieht das von allein. Im Frühling bedecken viele Einjährige den Boden mit ihren Blättern (lebendiger Mulch) und im Herbst mulchen die Bäume mit ihrem Laub (toter Mulch). Ein riesiges, kontinuierliches Flächenmulchsystem also.

Im Garten und auf dem Acker müssen wir uns ständig viele Dinge dazu überlegen: Wie wärmt sich der Boden unter der Mulchschicht im Frühjahr auf? Bekämpfe oder fördere ich Schädlinge und Krankheiten mit diesem oder jenem Material? Was bringt Stickstoff in den Boden? Welche Abdeckung bindet Stickstoff im Boden, sodass er nicht mehr meinen Pflanzen zur Verfügung steht? u.s.w. All diese Fragen sind abhängig von den Pflanzen, dem Klima und dem Boden, in dem wir etwas anbauen wollen!

Bäume finden sich in der heutigen, mitteleuropäischen Landwirtschaft nur noch wenige. Früher war das anders. Bauern nutzten verschiedenste Teile jener holzigen Wesen und verteilten sogar Laub auf den Wiesen, um diese zu düngen! Bäume liefern jedes Jahr eine optimale Bodenabdeckung. Dazu noch gratis! Der Wald erinnert uns quasi an die Anbaumethoden unserer Ahnen. Heute müssen Kleingärtner weite Strecken hinter sich bringen, um an Mulchmaterial zu kommen, da ihre kleinen Parzellen dies nicht mehr hergeben. Mit weit meine ich: Weiter als 3 km! Im Wald macht das niemand! Es geschieht dort einfach und baut dabei Boden auf. Äste, Laub und andere Abfallstoffe fallen auf den Boden und bilden eine pilzdominierte Humusschicht. Wir können daraus Beobachtungen für unser eigenes Mulchkonzept ziehen. Im Garten wollen wir jedoch einen bakteriendominierten Boden für unsere Einjährigen und einen pilzdominierten Humus für verholzte mehrjährige Pflanzen. Ganz genau so wie im Wald! Schau immer darauf, welche Pflanzengruppe an diesem oder jenen Ort dominiert. Ist es eine Obstgarten, Obstwald, Beerenhecke, Staudenbeet oder ein Gemüsegarten?

In einem Waldgarten mulche ich mit Materialien, die durch ihren höheren Kohlenstoffgehalt (vor allem wegen des hohen Ligninanteils), Pilze fördert. Diese Pilze helfen wiederum meinen Waldgartenbäumen, in dem sie mit ihnen ein symbiotisches Netz bilden; ein Bodeninternet quasi!

Ein Mulchmaterial mit hohem Stickstoffgehalt (vor allem wenn er, wie bei frischem Mist schnell verfügbar ist) lassen die Bäume schneller wachsen. Die Zellen werden grösser. Über grössere Pflanzenzellen freuen sich vor allem Borkenkäfer und andere Baumpathogene. Die Pflanzen verlieren an Abwehrkraft!

Im Gemüsegarten wachsen wiederum vor allem einjährige Pflanzen. Sie brauchen meist schnell viel Stickstoff, um in ihrem kurzen Leben möglichst bald schon zur Vermehrung zu kommen. Ihre Blätter werden, wenn nicht geerntet, vor allem von Bakterien verstoffwechselt. Sie sind es, die den Nährstoff Stickstoff aus organischen Materialien überhaupt pflanzenverfügbar machen! Aus den verschiedenen Aminosäuren in den Pflanzenresten, den Bausteinen von Proteinen, wird zum Beispiel Nitrat. Nitrat ist eine Form von Stickstoff, die Gemüse durch seine Wurzeln aufnehmen kann. Ohne Bakterien gäbe es diese Umwandlung nicht. Oder hast du je ein Gemüse gesehen, das seinen Nachbarn direkt anknabbert?

Mein Gemüse wird also mit Material gemulcht, das einen hohen Stickstoffgehalt (kein/wenig Lignin) hat und so rasch für meine Kulturpflanzen aufnahmebereit ist. Sind viele Bakterien da, geschieht dies umso schneller! Zuviel frischen Mulchs (z.B. frischer Rasenschnitt) davon auf einem Haufen, kann jedoch zu aneroben (sauerstoffarmen) Bedingungen und zu Fäulnis führen. Kohlenstoffreicher Mulch wie Stroh, Sägespäne oder Holzhackschnitzel brauchen für ihre Verrottung Stickstoff. Da sie kaum eigenen Mitbringen, nehmen die, an der Verrottung beteiligten Pilze und Bakterien, den Nährstoff aus dem Boden. Für die Pflanzen ist er dann temporär nicht mehr verfügbar! Man spricht hier von Stickstoffinhibitation.

Eine weitere Lektion aus dem Wald: In einem stabilen System wie dem Wald werden keine reinen Stickstoff- oder reinen Kohlenstoffmulche gemacht. Das stickstoffreiche organische Material der einjährigen Pflanzen und Geophyten schichtet sich ganz automatisch mit den kohlenstoffreichen Ästen und dem Falllaub. Selbst in Nadelwäldern fallen immer wieder alte, C-reiche Nadeln auf das abgestorbene Laub des Unterwuchses. Beides fördert die Verrottung des anderen. Eine Streuschicht entsteht, in der es von Lebendigem nur so wimmelt!

Dieser Beitrag war wieder etwas länger. Zum Verständnis der folgenden Themen dieser Reihe, ist es jedoch essentiell zu begreifen, was im Wald und was im Garten und Acker geschieht. Wir sind Leben, dass von Leben umgeben ist!

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Verlinkte Beiträge

Getrennt sein und beherrscht werden: https://erdwandler.com/2019/02/19/getrennt-sein-und-beherrscht-werden/

4 Kommentare zu „Mulchologie: Das 1×1 des Mulchens. Die Serie beginnt!

  1. Ich finde deine Berichte sehr gut. Weil sie einfach und verständlich geschrieben sind, mit einem guten Bezug zur Natur… ’n guten

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    1. Vielen Dank. Das freut mich. Diese Dinge sollen auch einfach verständlich sich 🙂

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      1. Natürlich wollte ich sein und nicht sich schreiben 🙂 Doch nicht immer so verständlich :-D:-D:-D

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