Der Traum vom eigenen veganen Restaurant und mein abenteuerlicher Weg dorthin. joscha erzählt Geschichten.


Wieder so eine spannende Geschichte, die zeigt, dass sich gewünschte Dinge doch manifestieren; wenn auch anders als erwartet. Gleich nach meiner ersten Ausbildung wollte ich etwas komplett Neues ausprobieren. Im Labor hat mich immer das Kreieren neuer Dinge fasziniert; am Schluss ist alles Chemie.


Was mir fehlte, waren die Leute, die ich mit dieser Magie glücklich machen konnte. Schon zwei Wochen nach meinem letzten Arbeitstag fing ich an zu Kellnern. Kellnern war für mich damals eine wundervolle Sache. Du konntest deine Show abziehen, hast die Leute mit leckerem Essen versorgt und warst die Erfahrung, die die Menschen nach ihrem Restaurantbesuch am prägendsten mitnahmen. Meine erste Aufgabe war es, japanische und chinesische Reisegruppen mit einem vorbestellten Menu zu beglücken. Vor allem die Japaner freuten sich riesig über das Raclette und die traditionellen Schweizer Gerichte. Alles noch mit ein paar Worten gewurschteltem Japanisch abgerundet und der Auftritt war perfekt. Das war 2013.


Nun liess mich das Gastgewerbe nicht mehr so richtig los. Ich arbeite in verschiedenen Restaurants (in der Schweiz und Neuseeland) und lernte die verschiedenen Seiten des Gewerbes kennen; irgendwann verschwand auch die rosige Brille. Gastro ist verdammt hart. Immer im Wettbewerb um die Gunst der Kundschaft. In einem der Restaurants arbeitete ich sogar bis zu 15h pro Tag mit nur 30min Pause. Von der Legalität einer solchen „Angestellten-Haltung“ mal abgesehen, verlor ich während 45 Tagen ca. 10 Kilogramm Gewicht und sah aus wie ein Statist aus dem Videoclip zu Michael Jacksons „Thriller“. Energy Drinks brachten mich damals über den Tag. Nach dieser einschneidenden Erfahrung war erstmal Schluss mit dem freundlichen Kellner joscha. Die Faszination für Lebensmittel blieb.

Da ich, wie ihr wisst, schon lange gärtnere, war ich immer noch fasziniert von der Primärproduktion; ein Teil der so fundamental wichtig in unserer Gesellschaft ist.
Durch „Zufälle“ lernte ich meinen Freund Dan aus Southland (dem südlichsten Bundesland Neuseelands) kennen und arbeitete auf seiner 230 Hektaren Farm. Als Schweizer ist man sich Enge gewöhnt. Die Dimensionen, die ich aber auf der anderen Seite der Welt kennenlernte, zogen mich in ihren Bann.

Kein: „Hier ist meine Hecke und mein Grundstück und das geht aus Prinzip nicht“, sondern scheinbar unendliche Möglichkeiten. Die 600 Kühe der Westlandfarm mussten mit Quads, einem Jeep und einem Offroad bike, jeden Morgen (um 5 Uhr) in den Melkstall getrieben werden. Melkstall klingt eher unpassend für eine Industriehalle mit Melkkarussell. Obwohl wir beim Ansetzen der Melkroboterbecher an das Euter immer wieder aufpassen mussten, dass die Kühe nicht genau dann ein „Geschenk“ fallen liessen, konnte ein Mensch alleine tatsächlich 600+ Kühle melken. Im Nachhinein verstehe ich, warum die Kühe teils extra auf uns zielten; wir nahmen ja auch ihre Kinder weg (obwohl ich das selbst nie getan hab) und behandelten sie wie Ware. Schritt für Schritt dämmerte mir, dass auch hier nur eine Industrie dahinter steckt, die von Profiten abhängig war. Die Menschen im Süden Neuseelands, die auf Tierfarming setzen, haben eine etwas andere Sicht auf Nachhaltigkeit. Ich habe mich mit den sehr bodenständigen, gastfreundlichen und ehrlichen Leuten bestens verstanden, doch immer mehr gingen die gemeinsamen Werte auseinander. Es war nicht nur das Glyphosat, das man einfach so am Fluss entlang versprühte, die tausenden Hasen, die man einfach so aus Spass abknallt (ein beliebter „Sport“), ohne sie darauf zu essen (die wussten gar nicht, dass man Hasen essen kann), die Kuh, die tagelang alleine in ihrem Pferch auf den Schlachter wartete, ihre Schwestern, die per Elektroshocker auf den Schlacht-LKW getrieben wurden oder die Plastikabfälle, die man in irgendeinem Graben offen verbrannte. Es war ein Gefühl der Enttäuschung. Enttäuscht darüber, dass wir scheinbar so schlecht mit dem Leben umgehen müssen, nur um “ genügend“ Nahrungsmittel zu erhalten.

So ähnlich sah das Milchkarussel aus. Quelle: gea.com

Doch gibt es eine Alternative?


Ich erinnerte mich an erneut an meine Begeisterung fürs Gärtnern. Man brauchte keine 230 Hektaren. Man kan so viel kann auf so kleiner Fläche anbauen! Mit der Hand kann so eng gepflanzt werden, wie es dem Traktor nicht möglich ist. Durch Mischkultur und die Nutzung der verschiedenen Höhen der Gemüse, kann auf wenigen Quadratmetern eine Familie versorgt werden. Pflanzen sind das eine, aber Kühe kann man nicht stapeln (damals war für mich die Kuh teil einer wichtigen Ernährung)….

Aus Russland erfuhr ich, das bis ins Jahr 2003 rund 47 Prozent der Agrarprodukte des Landes auf nur 7% des Ackerlandes in Kleingärten (den sogenannten Datschen) produziert wurde. Diese 7% waren dazu noch die mieseste Böden, die erst durch die liebevolle Arbeit der Kleingärtnerinnen und Kleingärtner fruchtbar gemacht wurden. Andere Wege der Versorgung eines Volkes waren doch möchlich! Russland hat je nach Region sehr kurze Vegetationszeiten, was in Neuseeland nicht der Fall ist. Also müsste doch da noch mehr gehen.


Meine neuseeländische Freundin wuchs als Vegetarierin (und praktisch vegan) auf, wurde nie geimpft und war kerngesund. Doch ich war der Fleischiger. Auf einen Besuch in Christchurch bei ihr, brachte ich ein Rehfilet und eine Wurst aus verwilderten Schweinen, die mir ein Jäger (der auch auf der Farm arbeitete) schenkte, mit. Bluttropfend lag mein „Mitbringsel“ nun im Kühlschrank meiner vegatarischen Freundin und ihrer Mutter. Wie schlimm das für sie war, begriff ich erst später. Nachdem sie mich mehr oder weniger sanft in die Fakten der Tierindustrie eingeweihte, begann ich zu grübeln. Das Vegetariersein wollte ich ausprobieren. So geschah es dann auch.


Mit der Zeit war ich müde vom Reisen und wollte endlich mein eigenes Ding aufbauen; und zwar wieder in der Schweiz. Irgendwas mit Anbau, Kulinarik und Gästen. Mit vielen Inspirationen kehrte ich zurück und wollte sofort mit vollem Elan starten; mit der Betonung auf „wollte“. Doch ich merkte schnell, dass die Schweizer Kultur nicht die Offenste für neue Denkweisen ist. Man hatte nicht auf mich und meine Vorschläge gewartet. Zuerst arbeitete ich in einer Pizzaria, um Geld für meine Ideen zu verdienen. Das erschien mir aber zunehmend öde und langweilig; es fühlte sich an, wie ein Schritt zurück in vergangene Zeiten. In meinem Dorf gab es ein Restaurant des höheren Segmentes, das Essen wirklich zelebriert; neue Geschmacksrichtungen und innovative Kombinationen waren Teil seiner Identität. Ich half an Hochzeiten und Events aus und bekam so wieder Freude an der Gastronomie; endlich nicht immer billig und Masse, sondern Kreativität und Wertschätzung!


Daneben fing ich wieder an zu kochen und zu backen (ja, ich habe an Weihnachten jedem Verwandten einen Gugelhupf mit seinem oder ihrem Lieblingsgeschmack designed). Ich liebte die Gugelhupfform und die Kreationen wurden immer wilder; ich schweif schon wieder ab.

Im November 2015 kam mich meine Freundin besuchen. Wir hatten eine schöne Zeit und ich habe auch sie bekochte sie mit voller Inbrunst; vegetarisch natürlich und mit Dingen aus dem eigenen Garten.

Ich habe nicht nur vegetarisch gekocht, sondern auch allen anderen erzählt, wie schlimm Fleischessen ist und wie viele Tiere nur aus Sucht nach diesem Nahrungsmittel ermordet würden. Mit den Parolen traf ich auf Beton, das Essen wurde aber sehr begrüsst; die erste Erfahrung mit Aktivismus auf Basis positiver Inputs.

Dann wurde ich mit Veganismus infiziert


Es geschah an jenem Mittag (Donner, Blitz eine Frau schreit irgendwo)! Nach einigen Portionen Raclette fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren; ich hatte doch tatsächlich die Nahrung eines anderen Babys weggegessen. Bilder von Kälbern in Plastikiglueinzelhaft, schreienden Mutterkühen, denen man ihr Kind weggenommen hat und der massiven Industrie schossen mir durch den Kopf; so viel gepredigt, doch auch ich verursachte immer noch Tierleid. Das Schlimmste daran: Es war total normal und sogar als Identifikationsmerkmal der Nation angesehen, in der ich wohnte.

Meine Freundin und ich wollten es mal ohne ausprobieren; ohne irgendwelche tierischen Produkte. Hinter jedem Produkt steht eine Industrie. Ganz egal wie sehr die Tätigkeit des lieben Bauer um die Ecke von der Werbung beschönigt wird, am Schluss bringt er seine Tiere um die Selbige.
Ich weiss, diese Geschichte habe ich schon einige Male auf diesem Blog erzählt, doch ist sie für diesen Text irgendwie wichtig. Nachdem ich herausgefunden hatte, dass ein veganes Leben nicht nur aus Haferflocken und Karotten bestand, begann ich zu experimentieren. Mein erstes veganes Kochbuch (vollwertig vegan) wurde zu meiner Quelle der Inspiration. Ich besitze auch heute praktisch keine Kochbücher, da ich selbst so viele Ideen habe, dass ich sie nicht alle umsetzen kann; doch für den Einstieg war das Werk damals eine grosse Hilfe.


All die Liebe zu den Zutaten, zu hochwertigen Lebensmitteln, zu Geschmacksexplosionen und die Leidenschaft, diese auch mit anderen Leuten teilen, liessen in mir eine Idee keimen: Ich will mein eigenes veganes Restaurant eröffnen! Menschen müssen einfach erfahren, dass es auch himmlisch schmecken kann, ohne dass jemand darunter leidet.


Nach einem grauenhaften Praktikum in einer Sterneküche, in der ich die Basics einer kommerziellen Küchenorganisation lernen wollte, wusste ich: Ich muss das selber machen. Es war der Horror, für jemanden, der sich für Tierrechte einsetz, den lebendigen Hummern beim langsamen Tod im siedenden Wasser zuzuschauen. Die Zubereitung der pflanzlichen Küche, um die es mir eigentlich ging, war dort wirklich nur eine unliebsame Nebensache; wenn Gemüse, dann mit viel Butter.

Nach den erlebten Weiten und der Lockerheit gegenüber Neuem, erschien mir die Schweiz zunehmend als hinterwäldlerisch, engstirnig, stur und nicht an progressiven, kreativen Ideen interessiert. Heute erkenne ich viele dieser Charakterzüge immer noch, doch auch die vielen Lichtpunkte in diesem Land.

Dann kam der März und mit ihm Termin zum definitiven Auswandern nach Neuseeland war da. In Christchurch gelandet ging der Tumult los, den man erfährt, wenn man nicht als Tourist, sondern Immigrant in ein anderes Land kommt. Ungewissheit, komische Fragen, wieder Ungewissheit, null Interesse an den individuellen Fähigkeiten und Aspirationen. Eine Zeit, die mich wieder von meinem Plan abkommen liess. Das darauffolgende Jahr war so richtig ausserhalb meiner Komfortzone. Ein Jahr voller Umbrüche und gewaltigem inneren Wachstum. In dieser Zeit lernte ich auch sehr viel über den Zusammenhang zwischen Ernährung und Gesundheit, bot meine ersten Wildpflanzenkurse an und kam immer mehr in Kreise ähnlich denkender Menschen. Menschen wie der grossartige Markus Rothkranz, Katrina Blair vom Turtle lake refuge, aber auch Ikonen wie Urs Hochstrasser inspirierten mich mit ihrer Arbeit. Damals arbeitete ich als Landschaftsgärtner und nahm immer wieder sackweise Unkraut von der Arbeit mit, das wir eigentlich aus den Gärten unserer Kunden entfernt haben. Sehr zum Vergnügen meiner Kollegen; der Veganer und sein Kaninchenfutter halt. Aus dem Unkraut wurden Smoothies. Smoothies die zuerst an Grauenhaftigkeit kaum zu überbieten waren, mit wachsender Erfahrung aber immer mehr an kulinarischem Wert zunahmen. Die neue Zubereitungsart, Lebensmittel nicht zu kochen gefiel mir.

Das erste Mal wurde ich für meine Küche bezahlt. Bin ich am Ziel?


Durch weitere Zufälle bot man mir einen Job bei Antidote an, einem Café, das weder Kaffee noch sonst irgendwelche traditionellen Kuchen servierte. Das Ganze war ein ganz schöner Saftladen; aber Säfte und Smoothies waren genau mein Ding. Zum ersten Mal in meinem Leben bezahlten Leute für meine kulinarischen Kreationen; mindblowing, wie es im Neogermanischen so schön heisst.


Mit meiner ungarisch-rumänischen Kollegin Ani, die wie ich Immigrantin war, trafen zwei kreative Köpfe zusammen. Sie und ich ernährten uns rohvegan. Sie war Mutter und hatte in Ungarn mit ihrem Mann ein Haus mit Garten, aus dem sie vielen für ihre Rohkostküche erntete. Auch Wildpflanzen standen hoch auf ihrer Menüliste; ich war fasziniert und inspiriert zugleich. Aus unserer fruchtbaren Zusammenarbeit entstanden sinnesverführende und diuretische Kreationen wie der Dandichino (einer Cappuccinoalternative aus gerösteten Löwenzahnwurzeln, Mandelmilch, Datteln, Zimt Kardamom und Cacao), verschiedene rohvegane Desserts wie Rookies (raw + cookie), Rohkostkuchen, Muffins und viele spannende Hauptgerichte. Unsere Hausgemachte Mandelmilch wurde so beliebt, dass wir sie in Flaschen verkauften. Nun waren wir also auch noch eine vegane Molkerei. Werbesprüche wie: „Mandel statt Mama, probier die Alternative!“ ersparte ich mir. Die Freude an unserem Umgang mit dem Essen reichte aus, die Menschen anzustecken.

Hier noch ein Beitrag über Antidote von Restaurant Guru

Irgendwann mussten wir feststellen, dass sich der eigentliche Besitzer des „Cafés“ nicht wirklich finanziell oder anders, als damit angeben zu können, für unser Projekt interessiert. Dazu zahlte sich unser damaliger Koch auch noch einfach den Lohn selbst aus, mit dem Geld, dass eigentlich für neue Lebensmittel gedacht war; eine schwierige Situation.

Antidote bedeutet „Gegengift“, doch toxischem Verhalten kann mit Säften allein nicht entgegengewirkt werden. Der Koch wurde gefeuert und wir stellten fast komplett auf roh um; kein Frittieren mehr, keine Transfette und kein Weissmehl mehr. Anders als in der Schweiz schienen die Menschen in Christchurch offen für eine Veränderung. Nur durch die geniale Community im und rund ums Antidote haben wir es geschafft, geöffnet zu bleiben. Unser Essen schmeckte den Menschen und ihre Blutwerte verbesserten sich. Kein Scherz, aber in welchem Restaurant bekommt man so ein tolles Feedback?


Der Besitzer schmierte mir immer Honig um den Mund, wie toll doch unsere Küche sei und wie froh er wäre, mich im Team zu haben. Mir den Lohn auszuzahlen, war er am Schluss doch nicht bereit. Da wir den „Vertrag“ auf Vertrauensbasis gemacht haben, wurde es schwierig für mich, das Geld einzufordern. Am Schluss liess ich gehen, was mich nur noch belastete und verliess auch Antidote. Obwohl ich das Restaurant Co-gemanaged habe, war es für mich unmöglich, mit einem narzisstischen „Chef“ eine langfristige Unternehmung aufzubauen, deren Fundament aus einem zwischenmenschlichen Vertrauen besteht.

In einem veganen Restaurant in Auckland (im Norden) Neuseelands ging es für mich weiter. Doch die liebevolle Atmosphäre, die ich im Antidote erfahren habe, war nicht mehr da. Ein Zustand, der mich mit der Zeit deprimierte; was sich auf meine Arbeitsqualität auswirkte. Nach zwei Monaten wurde ich entlassen. Entlassen und voller Selbstzweifel, dass es scheinbar doch nur das Können der anderen war, was den Erfolg im Antidote verursachte. Ausserdem war Auckland mit seinen 1.5 Millionen Einwohnern überhaupt nicht mein Milieu; unpersönlich, teuer, laut und irgendwie abstossend.


Der Traum war aus


Ich löste alles auf, deponierte das, was ich nicht tragen konnte bei einer Freundin und ging einfach los. Los in den weiteren Norden, ohne zu wissen, wo ich diese Nacht schlafen sollte. Ich wollte einfach nicht mehr funktionieren müssen. Geld für Essen hatte ich noch, doch sonst war ich obdachlos; eine spannende Erfahrung. Das Universum wollte aber nicht, dass ich wirklich obdachlos wurde und liess mir immer wieder die Menschen zukommen, die ich treffen sollte.
Dieser erneute Bruch liess mich wieder auf die Basis des Lebens und meine Grundbedürfnisse zurückfallen.
Durch noch mehr Zufälle und einem guten Gefühl im Bauch landete ich auf einer Farm eines Paares, das sich erst kürzlich 15 Hektaren im subtropischen Norden der Insel gekauft hat. Sie bauten Meerrettich, Küchenkräuter und Greens (grünes Blattgemüse) an. Ich begann dort den Hof mitaufzubauen und schöpfte wieder Hoffnung: War es doch die Primärproduktion für mich? Der Gedanke bereitete mir Freude: Ich baute Microgreens und Setzlinge an, die ich darauf am Markt verkaufen wollte. Doch auch hier sollte ich nicht lange bleiben. Das Paar zerstritt sich, ich wurde hinter meinem Rücken beschuldigt für eigenartige Dinge und am Schluss wurde ich gebeten, wieder zu gehen. Sie blieben nicht lange zusammen, wie ich später erfuhr.


Nur noch zurück?

Nun hatte die Schnauze endgültig voll. So viele Möglichkeiten, so viel Wissen und auch Menschen, die für meine Ideen und Kreationen bezahlen; doch ich brachte es nicht fertig, Stabilität in mein Leben zu bringen. Es war wie verhext. War ich wirklich dazu verdammt, immer auf Achse zu sein? Ich konnte mich noch so gesund ernähren, doch meine Seele hungerte danach, in einem liebevollen Zuhause anzukommen.


Auch in diesem Fall liess mich meine geistige Führung nicht im Stich. Immer mehr stiess ich auf Dinge, die mich wieder mit meinen Wurzeln verband. Ich habe die Sprache der Maori (Te Reo Maori) kennengelernt und mich mit ihrer tiefen Verbindung zum Land auseinandergesetzt. Ihre Wertschätzung fürs Essen (Kai in Te Reo) erinnerte mich an die Urkultur meiner europäischen Vorfahren.
Durch eine wilde Mischung aus Wolf Dieter-Storls warmherzigen Geschichten, alten landwirtschaftlichen Praktiken, Naturritualen, dem Urverständnis von „Zuhause“, der tiefen Verbindung zwischen Pflanzen und menschlicher Kultur und noch anderen Dingen, begann ich etwas in mir zu entdecken, was den grossen Hunger meiner Seele zu sättigen versprach. Ich wollte wieder zurück nach Europa, auf den Kontinent meiner Vorfahren.


Dieses Mal bereitete ich mich mental auf den“Engecrash“ vor, den ich immer wieder beim Wiedereintritt in die schweizer Atmosphäre erfuhr.


Es war Winter 2017. Nach den subtropischen Freuden fand ich mich im Schnee wieder; bei meiner Mutter in der Wohnung. Ich begann mit dem, was für mich normal war: Mit dem Anbau von Sprossen und dem Suchen von Wildpflanzen (auch im tiefsten Winter). Meinen Fokus immer auf die Möglichkeiten und die Dinge gerichtet, die ein multikultureller Kontinent wie Europa boten. So viele vegane Köstlichkeiten (der Veganismus hatte sich in der Zeit meiner Abwesenheit auch in der Schweiz stark entwickelt) und Menschen, die auch hier im Land der Muttermilchkulinarik die Möglichkeiten pflanzlicher Alternativen anboten.

Irgendwann traf ich auf Marco. Marco Vonmoos von Sprossensamen.ch. Einen Menschen, der mich mit seiner Offenheit faszinierte und die Leidenschaft für Keimlinge mit mir teilte. Daraus wurde eine fast 5-jährige Zusammenarbeit. Im Angebot hatten wir die grössten Sprossengläser auf dem Markt und keimfähige Samen in Bioqualität, die wir direkt an die Menschen verkauften, auf dass sie selbst ihre Medizin anbauen können. Ich konnte an den Marktständen meinen Showman ausleben und die Menschen mit Rezepten, Wirkung der Sprossen und ihre ungewöhnlichen Anwendungsweisen (durch meine 6 Jahre Erfahrung mit der Rohkost) inspirieren.
Vor dieser Zeit wollte ich die Mikrogreens noch über eine Kräuterapotheke an den Menschen bringen, in der ich für 6 Monate nach meiner Rückkehr arbeitete. Das Interesse an ganzheitlicher Heilung war, nicht gerade „in Fülle“ vorhanden und neue Konzepte scheinbar nicht erwünscht. Meine Arbeit mit der „Gesundheitsindustrie“ schockte mich immer wieder, wie wenig Interesse an Ernährung in Krankenhäusern, Altersheimen und in Rehabilitationsanstalten bestand. Für mich die Basis eines gesunden Lebens, doch niemanden kratzt es.

In meine Zeit mit Marco veranstalteten wir viele Vorträge, machten ein Showkochen beim Drogistenverband, trafen berühmte Veggie-Köche wie Björn Moschinski, versorgten Aljoscha und Gordon von Vegan ist ungesund an einer Messe mit Sprossen und ich kochte mit Superfoods im Fernsehen. Wie ihr seht, war und ist meine Geschichte mit dem Wunsch eines veganen Restaurants eine wilde, spannende und gewundene.
Ich möchte heute noch mit meiner Arbeit auf diesem Blog, in Kursen und ganz aktiv als Koch dazu inspirieren; eine spannende, leckere, gesunde und nachhaltige Art des Essens zu entdecken. Quasi kreativer Aktivismus, der durch den Magen geht.


Mir ist es ein Anliegen, die Menschen daran zu erinnern, wie toll die Natur ist und wie genial Essen daraus schmecken kann, das möglichst wenig Leid verursacht. Ich habe kein Diplom als Koch, noch als Lehrer, noch als Permakulturgestalter, noch als Therapeut oder habe mein Studium in der biologischen Landwirtschaft wirklich durchgezogen; dennoch sind es meine Berufe, für die ich bezahlt werde. Mir werden sogar ständig Jobs angeboten, obwohl ich kein Papier einer Ausbildung dazu vorweisen kann. Am Ende war ich sogar froh, nicht ein eigenes veganes Restaurant eröffnet zu haben, denn ich bin schlichtweg kein guter Unternehmer. Z.B. administrativen Arbeiten und die ständige Übersicht, sind mit meiner verspielten, ihrer ganz eigenen Ordnung folgenden Art, nicht vereinbar; das Unternehmen wäre eine Katastrophe!


Ich habe nun eine tolle Art für mich gefunden, meine kulinarische Kreativität auszuleben, ohne ein Unternehmen führen zu müssen. Das hätte ich ohne den langen Weg gar nicht so erkannt!

Ein „veganisierter“ Klassiker. Paniertes Schnitzel vom Sellerie, Ofenkartoffeln, Rettichsalat, Apfel-Kohlrabisalat mit karamelisierten Nüssen und Waldorfsalat mal anders.


Oh Gott, ich merke gerade, dass der ganze Text einer kulinarischen Autobiografie gleicht. Ich bin jetzt 29 Jahre jung und möchte mich noch nicht mit Autobiografien auseinandersetzen. Was ich hoffe ist, dass dieser Text irgendjemanden da draussen dazu inspiriert, die eigenen Träume nicht aufzugeben! Sie werden sich erfüllen, aber wir müssen offen bleiben: Die Art, mit der sich der Wunsch in unser Leben manifestieren, kann sich fundamental ändern. Sei aber gewiss, all diese Veränderungen geschehen zu deinem höchsten Wohl! Denn nicht das Ziel ist entscheidend, sondern der Weg, auf dem wir lernen, wachsen und das Leben feiern.


Alles Liebe


dein Erdwandler joscha

Zu unserer Angeboteseite und zu den Kursen geht es hier

Mehr Bilder zu den Kreationen des Restaurants, in dem ich jeden Montag koche. Hier

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