Ernährungsumstellung radikal anders gedacht


„Du musst nur das Richtige essen und dich mehr bewegen!“, haben sie gesagt und es ist wie „einfach nur Kippe aus“, zum Raucher. Auch Raucher wissen, dass ihnen das Schloten nicht gut bekommt, genau so der Fixer an der Bahnhofsstrasse. Warum zum Himmel können die, ja aber auch ich selbst nicht aufhören damit? In diesem Text gehe ich Suchtbewältigung mal etwas anders an. Zunächst gibt es etwas Kontext, der dir helfen soll, diese radikal andere Perspektive verstehen zu können.


Ernährung von der falschen Seite aus betrachtet


Vor genau zehn Jahren hielt ich meinen ersten öffentlichen Vortrag zum Thema Ernährung in der South Christchurch Library; es war ein warmer Tag und die Menschen waren erstaunlich offen für einen Neunzehnjährigen, der Lebenstipps gab. Seit dem Referat mit dem Titel „25 simple Dinge, die Ihr Leben verändern können“ mit immerhin schon 9 Leuten, ist schon einige Zeit vergangen. Damals habe ich mich rohvegan ernährt und ich war wie ein Staubsauger, wenn es um Wissen zum Thema Ernährung ging. Obwohl mir im Kopf diese Ernährungsform unangefochten logisch und als absoluter „no brainer“ (ein Ausdruck aus dem Neogermanischen) erschien, war es sehr schwierig, sie aufrecht zu erhalten.
Es war nicht nur das konstante Organisieren, Einweichen, Keimen, Reinigen der Keimgläser und auch Lagern der frischen Zutaten, dass mir sehr viel Mühe kostete. Ein riesiger, wenn mir damals auch unsichtbar erscheinender Elefant stand noch im Raum. Ein metaphorisches Riesentier, dass nichts anderes zutun hatte, als mir so etwas alltägliches wie Ernährung schwer zu machen. Rohvegan erscheint sehr simpel, wenn man ein Buch darüber liest: Es bedarf keines Kochherdes, der Backofen kann raus, ein Mixer ist schlanker als die Mikrowelle und eigentlich bräuchte es nur ein Schneidebrett und ein Messer. Wovon mir damals niemand erzählte, war die psychische Komponente des Essens.
Nach diesem Jahrzehnt intensiven, und ich meine WIRKLICH INTENSIVEN Zeit mit dem Thema Ernährung, fühle ich mich sicher genug zu sagen: „Wir gehen das Thema Ernährung vollkommen falsch an!“


Schuld, Angst und Stress, statt Verständnis und Langfristigkeit


Ja, es ist wichtig, sich mit seiner Ernährung zu beschäftigen. Nicht nur für die eigene Gesundheit, sondern für tausende Tiere, Ökosysteme, unterbezahlte Arbeiter und den eigenen Flächenverbrauch. Doch Ernährungsformen wie Veganismus ständig direkt ins Gesicht der Menschen zu halten, wir das Verhalten einiger ändern, doch bei den meisten wird es Verdrängung, Ärger und im Schlimmsten Fall eine grosse Distanzierung zum Themen wie „plant based“ oder vegan auslösen. Vegan ist ein guter Schritt, doch noch lange nicht die Lösung. Aber es scheint mir ein gutes Abbild zu sein, wie wir Ernährungsweisen zu pushen versuchen. Ein Idealbild, dass wir nicht nur anderen, sondern am Schluss auch uns aufdrücken. Doch wirkt es wirklich langfristig, wenn Menschen so zum Umdenken „gezwungen“ werden? Gibt es nicht auch andere Wege, statt immer zu pushen?
Doch hier hinkt das Beispiel Veganismus sehr. Noch lange nicht alle Menschen, die sich ohne tierische Produkte ernähren, geht es nur um gesunde Ernährung. Auf Vegi-Messen sehe ich meistens genau das Gegenteil einer gesunden Ernährung: Hochverarbeitete Produkte, raffinierte Öle, Geschmacksverstärker und Aromen. NUR VEGAN kann also auch nicht die Lösung sein. Mir ist klar: Diese Nahrung hilft vielen Menschen bei der Umstellung, doch es sind keine Dauerlösungen!


Warum ist es so schwierig, sich trotz so vielen Informationen über Ernährung und sogar nach einer starken Auseinandersetzung mit dem Thema, wirklich gesund zu ernähren? Die Antwort ist wie immer peinlich simpel: Verstehst du es nur im Kopf oder kannst du es wirklich fühlen?


Geist über Materie


Unsere Entscheidungen werden zu unseren Handlungen, die wiederum zu unserer Haltung wird, die wiederum unseren Charakter formt, der am Schluss über den Verlauf unseres Lebens bestimmt (wirklich sehr frei zitiert). Eine Haltung, ein Wert oder eine Überzeugung ohne Gefühle dahinter, sind keine. Sie knicken beim kleinsten Wind, wie ein dünner, trockener Grashalm. Wenn der Mensch einen Sachverhalt nicht nur im Geiste versteht, sondern auch auf Gefühlsebene (liegt über der Geistebene), dann kann er/sie Berge versetzen. Liegt jedoch eine Blockade auf der Gefühlsebene vor, kann die Thematik nicht höher, resp. tiefer einsinken. Aber genau in unser Innerstes wollen wir etwas hintragen, damit es ohne zu denken, ganz frei jeglicher Mühe im Alltag umgesetzt werden kann.; zur Routine wird.


Höhere und tiefere Gefühlsebene


Ich versuche die Thematik aus meiner eigenen Wahrnehmung zu beschreiben: Damit etwas Gefühlt und dann verkörpert werden kann, muss es (z.B. massiv weniger Zucker essen) verschiedene Ebenen passieren. Auf körperlicher Ebene geschieht das durch Übung und Wiederholung, wobei der Impuls dazu ebenfalls aus dem „Gelesenen“ der geistigen Ebene kommt. Auf jener geistigen Ebene geschieht es durch Logik: „Es ist logisch, etwas nicht zu konsumieren, dass Diabetes Typ 2 auslösen kann und mein Krebsrisiko erhöht“. So werden Körper und Geist konditioniert, etwas immer wieder zu tun. Es wird immer weniger ungewöhnlich und befremdend. All das wäre schon genug, wenn das Leben immer schön gerade aus und reibungslos ginge. Wenn du wie ich aber noch hier in dieser Realität lebst, weisst du ganz genau, dass es überhaupt nicht so ist.
Kaum kommt eine schwierige Zeit, kippt der Verstand das Gelernte und Geübte wieder aus der Exekutive und flüchtet zurück zu dem Althergebrachten. Es ist faktisch so, dass unsere Körper Fettiges, Süsses oder Salziges suchen. Früher waren das Lebensmittel, die ein kalorisches Überleben sicherten. Nur treten diese Attribute nur äusserst selten in natürlichen Lebensmitteln zusammen auf; im Gegensatz zu Industrienahrung. Schwierige Zeiten sind in unseren Tagen in den allermeisten Fällen keine Hungersnöte, sondern emotionale Turbulenzen. Wenn wir uns in unseren Emotionen verheddern , können wir keine gesunden Entscheidungen mehr treffen. Für die meisten Menschen ist das ein Dauerzustand; deswegen sieht die Welt auch so aus, wie sie momentan aussieht. Sie reagieren, statt aktiv agieren zu können. Geben wir uns wirklich Zeit, über uns und unser Tun zu reflektieren?
Mit so viel Dunkelheit auf der einen, gibt es natürlich auch eine andere Seite. Eine Seite oder eher ein Weg, auf dem gesunde Entscheidungen ein NEBENPRODUKT sind. Du hast richtig gelesen: Ein Nebenprodukt. Genau so wie Erfolg, Gesundheit und all das, wessen wir ständig hinterherjagen. Ein Weg der höchsten Gefühlsebene. Doch nun Schritt für Schritt.


Wenn das zu Integrierende (in dem Falle Zuckerreduktion) nun also von der Geistebene weiter aufsteigen möchte, kommt es zwangsmässig zuerst durch die tiefere Gefühlsebene. Eine Ebene auf dem tiefschwingende Emotionen wie Schuld, Scham und Hass zuhause sind. Diese Ebene ist aber von grösster Wichtigkeit, da sie uns hemmungslos aufzeigt, wo in uns noch eine Blockade liegt. Ein Beispiel: Wir sind ein übergewichtiger Mensch und möchten abnehmen. Nach einem motivierenden Video, Kurs und den ersten Erfolgen meinen wir es ernst: Dieses Mal wird es klappen, hundert Prozent. Schon kommt der erste Überraschungstest; eine schwierige Phase. Wir werden rückfällig. Genau in diesem Moment kickt die tiefere Gefühlsebene ein: Wir beschuldigen uns selbst so sehr für das kleinste Versagen, hauen uns mit Emotionen der Scham, der Unfähigkeit oder noch schlimmer. Desto härter wir uns zuerst gepushed haben, desto schneller werden wir fallen. Die ganze Energie, mit der wir uns auffangen hätten können, ist bereits beim Aufstieg verpufft. Der Jojo-Effekt, der sogar zu Depressionen führen kann. Ich möchte daran erinnern, dass es hier NUR um eine gesündere Ernährung geht.

Doch genau sie ist ein Thema, dass so sehr stigmatisiert, mit Schönheitsidealen als Ziel verzerrt und mit Schuldgefühle sich selbst gegenüber gespickt ist. Diese tiefere Gefühlsebene ist für die meisten Menschen der Endgegner, an dem sie scheitern.
Wie kommen wir also an diesem Endgegner vorbei auf die höhere Gefühlsebene? Die Antwort ist wieder peinlich simpel: Um 180 Grad anders, wie wir es vorher versucht haben.


Mit Sanftheit, Verständnis sich selbst gegenüber und einem grösseren Raum. Dieser Raum kann ein Zeitraum sein, den man sich selbst gibt um diese massive Veränderung zu vollziehen oder aber auch den Platz, dass es womöglich noch andere Wege zum Ziel gibt, statt jenen, an dem man zuerst scheiterte.


Ernährungsumstellung als Folge der Selbstliebepraxis


Wer sich und seinen Körper wahrhaftig lieben lernt, wird ihm nichts mehr zuführen, was ihm schadet; zu wertvoll ist er und die Geschenke, die er macht, wenn er am besten funktioniert. Der Körper ist ein Tempel. Wenn wir seine Heiligkeit erkennen, ist auf einen Schlag klar, wir haben nicht nur die vielen Benefits, sondern auch die Verantwortung für unseren Körper. Denn er ist jenes Vehikel, dass uns dieses Leben erst in seiner Fülle erlebbar machen lässt. Schmerzen und Krankheit behindern die Lebensfreude. Je freudiger, leichter gleichzeitig auch bewusster wir mit uns umgehen lernen, desto eher gelingen uns schwierige Veränderungen. Sei es nun Rauchstopp, das Ende der Zuckersucht, der Weg in die Abstinenz oder einfach ein liebevollerer Mensch mit reifem Charakter zu werden. Du musst kein Heiliger werden, aber die Heiligkeit in dir erkennen!


Aus all diesen Erfahrungen habe ich ein Coaching und Therapiekonzept entwickelt, dass auch die tiefsten Themen an die Oberfläche und so bearbeitbar macht. Durch Aufstellungstherapien, hochsensitive Analysen (mit einer sehr geschulten Wahrnehmung) und auf liebevolle, aber zielgerichtete Art und Weise erarbeite ich mit meinen Klientinnen und Klienten eine Strategie, wie sie diesen mühelosen Zustand erreichen können. Immer und immer wieder.

Bist du auch an einem Punkt, an dem du schon vieles ausprobiert hast, aber irgendwie nicht weiterkommst? Das ist völlig normal, aber mit einer professionellen Begleitung kannst du diese Grenzen sprengen. Frage dich einfach, was du verlieren würdest, wenn du es nicht versuchst! Hier gibt es mehr Informationen

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Titelbild: Iñigo De la Maza auf Unsplash

1 Kommentar zu „Ernährungsumstellung radikal anders gedacht

  1. Avatar von Birgit Amsler

    Danke dir für deine Gedanken, deinen Text.
    Ja, es braucht Selbstliebe und damit Selbstakzeptanz. Damit kann man freudig neugierig neue Projekte langsam in das bisherige einfliessen lassen. Betonung auf “ langsam fliessen“ und auf „neugierig“.
    Abwarten, geduldig sein, sich Zeit geben. Mal wieder sein lassen, wenns zu anstrengend wird. Darauf zurückkomen, wenns wieder ruhiger wird.
    Ich kann problemlos ohne Kunstzucker, Honig etc. leben.
    Aber in schwereren Zeiten schreit mein Körper nach Fett, konkret nach Umami, allem voran nach Speck. Und den bekommt er dann auch so früh wie möglich, denn wenn ich zulange warte, mir das ver-sage, giert es um so mehr. So weit lasse ich es nicht mehr kommen. Meist finde ich dann den Grund für Stress heraus und erkenne eine bessere Strategie, damit umzugehen- und schon lässt die Gier nach.
    Dieses sanfte mir gegenüber wurde mit der Zeit ein wichtiger Schlüssel zu mehr Leichtigkeit❤️ Weil ich diese allen wünsche, habe ich es hier erzählt.
    Viel Kraft, Mut und Liebe❤️

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