Zu Weihenachten, Fliegenpilz, Rentierurin und zur Zeit der Innekehr

Liebe Leserinnen und Leser dieses Blogs

Diese Wintersonnenwende war einfach fantastisch. So kraftvoll und leicht zugleich. In der Ruhe des Fastens konnte ich den Tag richtig geniessen. Wie ihr vielleicht wisst, soll dieses Jahr ein ganz besonderer Übergang ins Zeitalter des Wassermannes geschehen sein. Die grosse Konjunktion, das innige Treffen der beiden Riesen unseres Sonnensystems fand genau in seinem Sternzeichen statt. Viele antike Quellen sprechen von diesem besonderen Tag, dem ein Zeitalter des Friedens und des Lichtes folgen soll. Der Übergang in eine Zeit, in der die Lügen der Vergangenheit ans Licht kommen und Systeme, die die Menschen im Westen nicht erst seit den letzten Bauernkriegen unterdrücken, sich vollständig auflösen werden.

Aber die Retter in der Not werden nicht von oben kommen, sie sind schon da! Im Badezimmer wirst du ein Portrait von einer oder einem von ihnen über dem Waschbecken finden….

Ein magisches Jahresende

Diese Zeit ist heilig; das war sie schon immer. Unsere indoeuropäischen Vorfahren feierten die Wintersonnenwende als Rückkehr des Lichtes und die Wiedergeburt der Vegetationsgöttin. Genau wenn die Nächte am längsten sind, ist das Licht in uns am klarsten sichtbar. Heute kann man sich das nur sehr schwer vorstellen; wird`s dunkel, geht die Beleuchtung an. Als noch Talklampen und angezündete, in Öl getauchte Flatterbinsendochte das Haus im fahlen Lichte erhellten, ruhten die Menschen in sich und betrachteten ihr inneres Feuer. Der göttlicher Funke in ihrem inneren strahlte für sie ganz besonders in dieser Zeit der Innekehr.

Zu Weihnachten oder Weihenachten, und den darauffolgenden Nächten segnete man das Haus. Die darauffolgenden Nächte heissen Rau- oder Rauchnächte. Es ist die Zeit, in der das Jahresrad stillsteht.

Die Menschen segneten und räucherten den Stall, die Wohnstube, einander und die Tiere. Nicht nur aus Schutz vor Teufeln und unlichten Wesen, sondern als Dank für das Geschenk des Obdaches und des Schutzes vor Wind und Wetter. Stellt euch mal vor, es riecht überall nach Beifuss, Fichtenharz, Mariengras, Bienenwachskerzen, Salbei und Wachholder; wie wunderbar!

Da mein vorheriger Beitrag über die Heilpilze so gut ankam, möchte ich noch einen weiteren erwähnen, der nicht nur heilend, sondern heilig ist; der Fliegenpilz!

Der Fliegenpilz als Tor zu anderen Dimensionen

Vielleicht habt ihr euch auch schon gefragt, warum am Weihnachtsbaum und später zu Silvester ausgerechnet Fliegenpilze am Baum oder auf dem Tisch stehen. Einfach nur Glücksbringer der modernen Zeit? Die Sache ist noch viel älter!

In den Zeiten vor der „Inquisition Europas“ (durch die, nicht unbedingt aus Nächstenliebe handelnden Agenten des Vatikans) war der Fliegenpilz nicht mit Weihnachten bzw. Wintersonnenwende getrennt zu betrachten. Die Zauberer der Germanen, die Druiden der Kelten, die Heiler der Sami und noch viele andere Schamanen nutzten ihn, um auf Flugreise zu gehen: Darum auch Fliegenpilz. Wer ihn nimmt und sich auf ihn einlässt kann in andere Dimensionen reisen.

Ich habe Bilder von russischen Waldvölkern gesehen, bei denen der Schamane als Fliegenpilz verkleidet durch die Feuerlöcher und Rauchabzüge der zugeschneiten Hütten herabstieg und getrocknete Stücke jenes Pilzes verteilte. Ein rotweisser Typ, der den Schornstein runterkommt und was mitbringt; klingt irgendwie vertraut 😊.

Der Fliegenpilz hat je nach Dosis (eigene Erfahrung und die Erfahrungen von Freunden) eine erheiternde oder einschläfernde Wirkung. Nicht jeder Pilzhut ist gleich.

Aber auch die Anwendung ist nicht immer so simple. Laut Wolf Dieter Storl ist es heute sehr schwierig, sich der vielen Ablenkungen und des Kunstlichts wegen richtig auf den Pilz einzulassen. Von den Völkern des hohen Nordens ist bekannt, das sie den Urin ihrer Rentiere tranken, die vorher ein paar Fliegenpilzhüte gefressen hatten. Die vielen Wirkstoffe (nicht nur Muscarin) reicherten sich in der Harnflüssigkeit an und formten das potentere Redbull der Vergangenheit; sicherlich auch das gesündere!

Da ich gerade kein Rentier zur Hand habe, trockne ich die Pilze auf der Heizung und esse einen bis zwei Hüte davon. Ich empfehle dies keinem nachzumachen, da jeder Pilz anders wirkt und man vorsichtig sein muss damit! Der Fliegenpilz kann ein Lehrer sein, wenn man ihn respektiert. Unsere Vorfahren trockneten ihn dagegen auf den Ästen der Nadelbäume (rote Pilze auf Nadelbäumen; klingt bekannt).

Wie genau man den Pilz einnehmen soll, ob die Mondphase bei der Ernte einen Effekt hat u.s.w. ist leider kaum überliefert. Den damaligen Katholiken passte der Pilz und die damit verbundene tiefe Meditation, die Reise ins Reich der Zwerge und das ausgelassene Gelächter einfach nicht ins Konzept. Das Gewächs wurde zwar nicht verboten, aber verteufelt wurde er! Giftpilz! Jeder der was anderes behauptete war der Verschwörungstheoretiker jener Zeit oder einfach eine Hexe! Dennoch konnte der Fliegenpilz als Symbol niemals ausgerottet werden und ist heute in Kinderbüchern, als Kuscheltier, bei Supermario, am Christbaum, und als Kissen in unseren Wohnungen vor. Noch immer werden wir in seinen Bann gezogen!

Egal ob ihr mit Pilz oder ohne, katholisch-traditionell, reformiert, keltisch, flüssig oder gasförmig feiert. Wir wünschen euch allen von Herzen eine freudenreiche, lichtvolle Zeit und einen guten Rutsch ins neue Jahr, das erste im Zeitalter des Wassermannes!

Eure Erdwandler   

Pilzfoto: Andrew Ridley on Unsplash

4 Kommentare zu „Zu Weihenachten, Fliegenpilz, Rentierurin und zur Zeit der Innekehr

  1. Sehr spannender Beitrag. Schön wie du all die links gemacht hast in dem text 😉

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  2. Nathalie's Welt 31. März 2021 — 17:53

    Sehr schön gemacht

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